Sitten und Brauchtümer

Brauchtum zum Jahreswechsel an Silvester

Seit altersher wird das neue Jahr in Pünderich mit Glockengeläut begrüßt. Vorher singt auf dem Kirchenvorplatz der Männergesangsverein Borussia das Lied „Großer Gott wir loben Dich“. Leider wird dieser Gesangvortrag in den letzten Jahren vermehrt durch Böllerschüsse gestört.
Früher gab es bei uns im Ort die schöne Tradition des „Anrufen“ von Haus zu Haus. Die Bürger wünschten sich gegenseitig Neujahrsgrüße oft mit folgendem Spruch:

Ich wünsche dem Herrn ….
und seiner Ehefrau …
und all seinen Hausgenossen
ein glückliches Neues Jahr.
Prosit Neujahr!

Sternsinger am 6. Januar

Erst seit den 70er Jahren gehen unsere Sternsinger durch den Ort und sammeln für einen caritativen Zweck. Mit Gesang und einem Spruch gehen sie von Haus zu Haus und erbitten Geld für bedürftige Kinder auf der Welt. Dann schreiben sie mit gesegneter Kreide über oder neben die Haustür 20 +C+M+B+ (aktuelle Jahreszahl). Die Buchstaben stehen für den Spruch: Christus Mansionem Benedicat – Christus möge dieses Haus segnen.

Familienabende/bälle der Vereine

Um auch die Geselligkeit in den Wintermonaten zu pflegen gab es bis vor Jahren die Vereinsbälle in den verschieden Lokalitäten. Bekannt war der Feuerwehrball mit der traditionellen Schinkenverlosung. Gebohnt wurde gerne beim Ball des Männergesangvereins, auch eine Art Tombola. Leider verschwunden sind auch die schönen Maskenbälle, wobei das Weinhaus Lütz bei vielen älteren Einwohnern in guter Erinnerung ist. Es muss damals ganz schön der Bär los gewesen sein.

Maria Lichtmess am 2. Februar

An diesem Tage ging in alten Zeiten eine Lichterprozession von der Kirche aus zur der am Ortsausgang nach Reil gelegene Marienkapelle und zurück. Früher war es üblich, am Lichtmesstag Land zu verpachten.

Blasiussegen am 3. Februar

Der Pastor segnet mit gekreuzten Kerzen den Hals der einzelnen Gläubigen in der Kirche. Der heilige Blasius war Arzt bevor er später Bischof wurde, und als Arzt bewahrte er ein Kind vor dem Erstickungstode, weil es eine Fischgräte verschluckt hatte.

Fastnacht

Fastnacht wird schon lange von unseren Vorfahren gefeiert, um die bösen Wintergeister zu vertreiben. Man stellte durch Maskierung diese Geister nach und vertrieb sie mit viel Trubel und dem Schlagen der Fastnacht-Kloppbaasch. Man freute sich über das Herannahen des bevorstehenden Frühlings. Heute feiert man die Fastnacht eher schelmenhaft und ausgelassener auf den Straßen und in den Wirtshäusern.
Eingeläutet wird die Pündericher Fasenacht durch die Kappensitzungen des Karnevalsvereins „Pündericher Gesetzkrämer“, ein bis zwei Wochen vor der eigentlichen Fastnacht. Die Möhnen nehmen am Weiberdonnerstag das Zepter der Herrenwelt in die Hände. Am Fastnachtsonntag, einer der Höhepunkte der Pinarcher Fasenacht, zieht immer ein großer Fastnachtzug durch unseren Ort. Viele Besucher aus nah und fern schauen diesem Spektakel gerne zu.

Die kleinen Narren unseres Ortes gehen von Haus zu Haus singen mit dem Pündericher Lied:

Heijt es Faasenacht
die Braut es meiy.
Wer ma dousend Daaler geft
däm soll se seiy.
Dousend Daller es kei Gäld
wema nur de Brout gefällt.

Hochdeutsch:
Ich bin ein kleiner König
gibt mir nicht zu wenig,
laß mich nicht so lange stehn
denn ich muß noch weiter gehen

Jetzt Pinaricher Platt:
Dreiy Pond Bottermelch, ver Pond Wuuscht
wer dameist em Keller hoht
der leid kei Duuscht. on äh Steckelche Wuuscht.

Hahnenkaffee

Wenn im Frühjahr der allerletzte Weinstock eines Weingutes gebunden ist, so wurde er mit bunten Bändern geschmückt. Bei diesem Schmücken geben die weiblichen Anwesenden Hahnengeschrei von sich. Es gilt als Symbol der Freude, dass die erste Hauptarbeit beendet wurde und man hofft auf einen guten Herbst. Anschließend oder einen Tag danach werden die Arbeiterinnen zum Hahnenkaffee vom Weingutsbesitzer eingeladen. Selbstverständlich werden dabei auch ein paar gute Flaschen Wein oder Sekt getrunken. In der griechischen Mythologie galt der Hahn als Sinnbild der Fruchtbarkeit und als Traubenfresser.

Ostern

In der österlichen Karwoche verstummen am Abend des Gründonnerstags die Kirchenglocken. Den Kindern erzählt man, „die Glocken seien nach Rom geflogen“. So wird mit Holzkläppern und dem Ausruf „Bätglock“ an das Läuten der Kirchenglocken zu gegebenen Zeiten erinnert. Kinder verschiedenen Alters ziehen in Gruppen durchs Dorf und kläppern zum Gebet oder Kirchgang.

Leider ist das Eierdipsen auf Pünderichs Straßen gänzlich verschwunden. Früher machte man sich den Spaß, ob jung oder alt, am Ostersonntag- und Montag hartgekochte Eier gegeneinander zu dipsen. Gewonnen hatte einer ein Ei, wenn das Ei des anderen zerbrach.

Hexennacht- Walpurgisnacht, Waldfest

Am Vorabend des 1. Mai war es immer die freudige Aufgabe unserer freiwilligen Feuerwehr, den Maibaum aufzustellen. Dieser wurde nachmittags im Graubachwald geholt, mit bunten Bändern geschmückt und von der Wehr aufgestellt. Leider überlebte nicht jeder Maibaum den nächsten Tag. Rivalen in der Hexennacht mit der Säge machten ihm den Gar aus. In der NS-Zeit wurde der Maibaum als Symbol der nationalen Heimatbewegung vereinnahmt.

Einen besonderen Spuk machten sich örtliche Hexen früher am alten Fährturm. Sie hängten an das Hochseil der Fähre so manchen Pflug und Karren. Am Morgen war das Hochseil, sehr zum Leidwesen des Fährmann, mit allerlei Zeug gespickt – als hätte man Wäsche aufgehängt. Oder ein Leiterwagen wurde zerlegt, auf die andere Moselseite gebracht, auf dem Fährhäuschen wieder aufgebaut und mit Mist beladen. Toilettentüren wurden zugenagelt und allerlei Zeug und Unfug auf den Kopf gestellt was heute undenkbar wäre. Erhalten hat sich der Brauch des „Pedje streuen“. Am Morgen des 1. Mai sieht man weiße Pfädchen gestreut zwischen den Wohnungen junger Liebespaare, die es oft gar nicht sind.

Traditionsgemäß feiert wieder die freiwillige Feuerwehr ihr Waldfest „Unter dem Maibaum“. In den alten Zeiten fand dieses Fest mitten im Graubachwald statt. Eine Schutzhütte, Schaukeln und ein Karussell befanden sich auf diesem Platz. Leider ist dieser Waldfestplatz Ende der sechziger Jahre aufgegeben worden bzw. man hat ihn an den Waldrand verlegt. Wer die Waldfeste im Graubachwald erlebt hat, hat sie bestimmt noch in guter Erinnerung.

Bittprozessionen

Die Bittprozessionen gab es schon im frühen Christentum. Es waren Flurumgänge mit Buß- und Bittcharakter. In Pünderich gingen die Gläubigen meist zur Marienkapelle am Ortsausgang Richtung Reil oder weiter zur Reilkirch hin. Traditionell gehen die Pündericher am Markustag, dem 25. April, nach Briedel.

Christi Himmelfahrt

An diesem Tage fand in den sechzigern und noch in den siebziger Jahren am Moselufer eine Fahrzeugsegnung durch die Kirchengemeinde statt. Von der Kirche zog man in einer Prozession zum Moselufer und segnete mit Weihwasser die Fahrzeuge. Man bat so um den Schutz Gottes im Verkehr und auf den Straßen. Nachdem unser alter Pfarrer Felix Nachtsheim in Rente gegangen war, wurde dieses Brauchtum von den Nachfolgern eingestellt.

Pfingstbräuche

Sind keine in Pünderich bekannt.

Fronleichnam

An den Vorbereitungen des Fronleichnamfestes beteiligte sich früher das ganze Dorf. Vier Altäre wurden an verschieden Plätzen auf gestellt und zwar: an der Marienkapelle, später verlegt zur Schule, ein Altar beim Anwesen Ludwig Siweris, Springiersbacherstraße, ein Altar „Off der Kiehr“, Ecke Marienburgerstraße – Keltenstraße und auf dem Hof von Theo Lenz, und schließlich ein Altar vor der Kirche.

Kinder sammelten am Vortag Blumen und Vasen und wurden dafür mit eingewecktem Obst belohnt. Die anderen holten Maien vom Wald oder halfen beim Aufbau der Altäre. Früh morgens am Tage des Fronleichnamfestes wurden die Maien (Hainbuchenäste) aufgestellt, die Altäre herausgeputzt und mit viel Blumenschmuck verziert. Jeder wollte den schönsten Altar haben. Kirchenchor und Musikkapelle umrahmten (was heute noch so ist) die Fronleichnamprozession musikalisch. Schulkinder in Reih und Glied, unter der Obrigkeit der Lehrer, führten früher die Prozession an. Es war früher eine große Prozession wobei das ganze Dorf beteiligt war. Unter dem „Dengeln“* der Kirchenglocken, Blasmusik und Gesang zog die Prozession von Altar zu Altar durch die festlich geschmückten Straßen Pünderichs. Viele Maialtärchen säumten die Straßen.

Am Abend des Tages wurden die Altäre abgebaut und in geselliger Runde so manch gute Flasche Wein hinterher getrunken – und vielleicht ein bisschen mehr.

*Das Dengeln ging wie folgt: Eine Kirchenglocke wurde normal geläutet, die zweite Glocke wurde in einem gewissen Takt von kräftigen Männern von Hand direkt im Glockenstuhl geläutet.

Maria Himmelfahrt am 15. August – Pündericher Weinkirmes

An diesem Tage begeht Pünderich sein Kirchenpatronatsfest. Immer am Wochenende nach dem 15. August feiern die Pündericher ihre Weinkirmes. Es stellte in früheren Zeiten das herausragendste Fest des ganzen Dorfes dar. Kurz vor der Kirmes hielten die Hausfrauen Hausputz und backten Zwetschgenkuchen zu hauf. Oft kam die gesamte Verwandtschaft zum Fest und war zum opulenten Kirmesessen eingeladen.

Sonntagsnachmittag fand die Altwinzerehrung statt. Die Honoratioren wurden im Festzug durch das Dorf gefahren und hatten Spaß an geschenkten Zigarren. Budenzauber, Festzelt und Weinbrunnen ließen keine Traurigkeit aufkommen. Man feierte und trank Wein wovon die heutigen Kirmesbetreiber nur so träumen können. Während andere Gemeinden ihre Feste Montags ausklingen ließen, setzten die Pünderich noch einen Tag oben drauf. Der Dienstag wurde noch mitgenommen und endete traditionell mit einer Fahrradverlosung durch die Schausteller.

Wallfahrt nach Klausen

Die Pündericher Bürger gehen (fahren) im Spätsommer stets nach Klausen zur traditionellen Wallfahrt. Früher setzte man mit der Fähre über, zog in einer Prozession zum Staatsbahnhof und fuhr mit dem Zug bis nach Salmrohr. Von dort ging es weiter zu Fuß bis nach Klausen. Für die Messdiener war es immer ein angenehmer Tag: Sie hatten an diesem Tage schulfrei. Zurück ging es wieder zu Fuß nach Salmrohr und von dort zurück mit der Bahn bis Pünderich. Voller Spannung warteten die Schulkinder mit den Lehrern am Fährkopf auf die Prozession. Nachdem die Gläubigen übergesetzt hatten, begaben sich die Schüler mit der Prozession zum gemeinsamen Abschlussgebet zur Kirche. Hoffentlich hatten die Eltern die „Klausener Pfeifchen“ nicht vergessen, ein muss für die daheim gebliebenen Kinder.

In jüngerer Zeit begeben sich unsere Gläubigen zu einer zusätzlichen Fußwallfahrt Mitte Mai nach Klausen. Gläubige Christen aus Briedel und Altlay begleiten sie dort gemeinsam hin.

Im Jahre 1922 bestand Klausen aus 19 Gehöften, hiervon waren 14 Gehöfte Gastwirtschaften. 1969 waren nahezu alle Häuser Gastwirtschaften, Cafes oder Hotels. Heute existieren gerade noch 5 Gastrobetriebe im Ort.

Gritchesball – Kappeler Kirmes

Was heute die polnischen Erntehelfer sind, waren in früherer Zeit die Erntehelfer/innen aus dem nahen Hunsrück, der Eifel und dem Saarland. Nachdem die Weinlese beendet, der neue Wein im Keller war, folgte ein geselliger Abend im Dorfe. Man nannte den Gritchesball auch Kappeler Kirmes, weil viele Erntehelferinnen aus dem Ort Kappel vom Hunsrück waren.
Heute wird der Gritchesball vom Jugendclub Pünderich in einer gelungenen Form veranstaltet. Die Tradition lebt hier weiter.

Allerheiligen – Allerseelen

Man besucht an diesen Tagen die geschmückten Gräber der verstorben Familienangehörigen.

St. Martin am 11. November

Der Martinstag war früher der Zahltag von Zins- und Pachtgeldern. Knechte und Mägde erhielten an diesem Tag ihren Jahreslohn. Sie waren frei oder konnten das Arbeitsverhältnis erneuern. St. Martin war der letzte Tag im bäuerlichen Wirtschaftsjahr.

Martinsfeuer waren bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Brauchtum in unserem Lande. 1778 wurden sie durch kurfürstliche Verordnungen verboten. Erst im 20. Jahrhundert kamen sie wieder auf. Die Schulkinder sammelten mit Handwagen bis in die siebziger Jahre alles was brannte. Autoreifen, Sperrmüll usw. war damals kein Thema, Hauptsache das Zeug brannte hervorragend. Das ist heute nicht mehr so. Heute stapeln Gemeindearbeiter einen Holzhaufen auf, denn alles andere darf aus Umweltgründen nicht mehr verbrannt werden.

Am Abend des 10 Novembers ziehen die Kinder unter der Begleitung von St. Martin hoch zu Ross, der Winzerkapelle und Feuerwehr vom Fährkopf aus durch das Dorf. Viele ältere Leute schauen sich diesen Laternenzug immer noch gerne an, vielleicht in Erinnerung an ihre Kindheit.
Beim Martinsfeuer gibt die Gemeinde die Brezel an Kinder aus, auch warmen Kakao gibt es für die Kleinen, für die Erwachsenen heißen Glühwein.

Buß- und Bettag, genannt auch Kahle Mittwoch oder Kellermittwoch

Der „Kahle Mittwoch oder Kellermittwoch“ ist in Pünderich schon etwas Besonderes. An diesem Tage besucht man in geselliger Runde in den Weinkeller auf und probiert den neuen Jahrgang. Fass für Fass wird durchprobiert und Man lässt sich den „Neuen“ munden. Man nimmt sich viel Zeit für die Weinprobe und so kam es früher vor, dass eine solche Weinprobe mehrere Tage dauern konnte. Man war halt im Keller versackt. Hausgemachte Speisen (meist Blut- und Leberwurst) stillten seinerzeit den Hunger. Heute ist der Feiertag staatlicherseits abgeschafft. Vielmehr man verlegt die Weinprobe auf eines der kommenden Wochenenden.

Nikolaus am 6. Dezember

Am Vorabend des 6. Dezembers besucht der Nikolaus die braven und weniger braven Kinder des Ortes. In Pünderich geht der Nikolaus seit Jahrzehnten als Weihnachtsmann, vielerorts auch Knecht Ruprecht genannt. Viele ältere Mitbürger erinnern sich noch an Peter Engel, der viele Jahre die Kinder erfreute. Später übernahm Gerhard Fassbender die Rolle des Nikolaus, heute besucht Winfried Schneiders die jüngsten unserer Gemeinde. Übrigens: der schöne alte Nikolausmantel ist der alte Mantel des ehemaligen Kirchenschweizers von Pünderich.

Nikolaus oder Weihnachtsmann – Den Kindern ist es egal, Hauptsache er kommt!

von Winfried Schneiders

Wenn am Vorabend des 6. Dezember der Nikolaus oder Weihnachtsmann die Kinder besucht, leuchten wieder viele Augen. Nicht nur die Augen der Kinder leuchten, nein, auch die der Eltern und der Großeltern.

Seit fast 30 Jahren besuche ich nun die Kinder in Pünderich und Umgebung. Nicht als Bischof, sondern als Weihnachtsmann im roten Mantel. Das uralte Nikolauskostüm ist hergestellt aus dem Mantel des Pündericher Kirchenschweizers. Dieses Weihnachtsmannkostüm trug schon mehr als dreißig Jahre mein Vorgänger Gerd Fassbender. Zuvor ging Andreas Engel allerdings im schwarz-roten Mantel von Haus zu Haus. Somit kennen die Pündericher Kinder seit Generationen den Nikolaus nur im roten bzw. im schwarzroten Gewand des Weihnachtsmannes.

Leider werden viele Männer in roten Roben vom „heutigen Bodenpersonal der katholischen Kirche“ an den Pranger gestellt. Das war nicht immer so, aber in den letzten 10 Jahren hat sich diese Unsitte in deren Köpfen manifestiert. Warum und weshalb sei einmal dahin gestellt.

Jedenfalls haben die Darsteller des Weihnachtsmannes eine genauso gute Seele wie die Darsteller eines Bischofs.

Nun, wie kam es in Europa, in Deutschland und in unserer Heimat zu den heutigen Gebräuchen? Warum kommt der Weihnachtsmann im roten Kapuzenmantel? Die Antwort wird im folgenden Bericht erörtert.

Das Brauchtum des Nikolaus Tages ist schon uralt. Schon im 6. Jahrhundert wurde der heilige Nikolaus aufgrund des Wirkens in Myra und Byzanz verehrt. Erst vier Jahrhunderte später fand dieses Brauchtum seinen Weg ins deutsche Kaiserreich…

In der Regierungszeit von Kaiser Otto II. (961-983) entwickelte sich die Nikolausverehrung zunächst im Rheinland. Seine Ehefrau Theophanu, eine gebürtige Griechin, brachte dies aus ihrer Heimat mit. Im 10. Jahrhundert entstand in Deutschland das Brauchtum, das sich bis heute erhalten hat, dass der Nikolaus die Kinder besucht und mit Gaben beschenkt. Dieser Brauch entstand zunächst in den Klosterschulen, wobei ein „Kinderbischof“ für einen Tag das Kloster und die Schule übernahm. Es war am der Tag der „Unschuldigen Kinder“, der 28. Dezember. Erst im 13. Jahrhundert verlegte man den Brauch auf den Todestag des heiligen Nikolaus am 6. Dezember.

Die Nikolausverehrung fand schon im Jahre 1000 ihren Platz im Moselgebiet. Der heutige Stadtteil von Traben-Trarbach, Traben, gilt als eine der ersten Nikolauskultstätte auf deutschem Boden. Bauern des Aachener Stiftes bauten dort bereit eine dem Nikolaus geweihte Kirche. Nikolausreliquen wurden im Kloster Maxim in Trier bereits 1018 nachgewiesen, die später nach Echternach gebracht wurden.

Bis zur Reformation war es in vielen deutschen Landstrichen üblich, sich am Nikolaustag zu beschenken. Im Laufe des 17. Jahrhundert tauchte erstmals die Vorstellung auf, dass der Nikolaus die Kinder zu Hause besucht. Schon damals hatte er eine Rute dabei, aber nicht zur Bestrafung, sondern die Berührung mit dem Zweig sollte Fruchtbarkeit verleihen.

Während den großen Auswandererwellen im 19. Jahrhundert entstand eine Nikolausfigur die immer weniger Bezug zur Religion hatte. Im Jahr 1804 wurde die Vorstellung des holländischen „Sinterklaas“ nach Amerika exportiert. Wegen des fehlenden konfessionellen Hintergrunds verlor „Santa Claus“ alle Attribute, die ihn als Bischof auszeichneten. Immermehr vermischte sich die Vorstellung eines „Herrn Winter“, einem alten Mann mit Kapuzenmantel, der Geschenke und einen Christbaum bringt. Messgewand, Bischofsstab und Mitra ( Letztere gibt es erst seit dem 11. Jahrhundert) wurden ersetzt durch pelzverzierten Mantel und Pudelmütze. Nach und nach kamen noch die Rentiere hinzu. 1822 veröffentlichte Clement Clarke Moore das Gedicht „The Night before Christmas“ indem er Santa Claus acht Rentiere gab und ihn heimlich durch den Kamin ins Haus steigen ließ. In den 1870er Jahren erfand der Karikaturist Thomas Nast für die Zeitung „Harper`s Wekly“ den Santa Claus einen Vollbart. Zudem ließ er ihn am Nordpol wohnen. Diese Figur war meist mollig und mit einem vorwiegend rotem, ab und zu grünen, violetten oder blauen Mantel bekleidet. Als sich in den USA die aus England importierte Sitte aufkam, sich Weihnachtskarten zu senden, gab ein Herr Louis Prang eine Karte mit pummligen Santa Claus im roten Mantel heraus. Dieses Bild setzte sich ab dem Jahre 1927 durch. Entgegen vieler verbreiteten Meinungen, hat dies nichts, aber auch gar nichts, mit der Firma Coca-Cola zu tun. Diese Firma startete 1931 eine Kampagne, wobei ein Santa Claus mit ihrem Getränk warb. Mit den Werbefeldzügen des Erfrischungsgetränkes kam der zum Santa Claus gewordene Sinterklass schließlich als rot-weißer gekleideter Weihnachtsmann nach Europa zurück.

Dieser Weihnachtsmann erfreut sich großer Popularität. So haben sich im Laufe der Zeit die Vorstellungen des Nikolaus und des Weihnachtsmannes immer mehr vermischt.

Der Nikolaustag in früheren Zeiten

Noch vor einigen Jahrzehnten gab es in jeder Ortschaft einen Nikolausdarsteller der die Kinder zu Hause besuchte. Leider ist diese Tradition in vielen Gemeinden ausgestorben. Mag es an dem demografischen Wandeln liegen oder weil es Keiner mehr machen will. Beides trifft auch für viele Kommunen im Kreis Cochem-Zell zu.

Deshalb werfen wir einen Blick in die vergangenen Zeiten. Die Kinder bangen heute genauso vor dem Besuch des Nikolaus wie vor Jahrhunderten. Früher stellten die Kinder bereits im November ihre Schuhe auf die Fensterbank, damit Knecht Ruprecht nachts eine kleine Gabe hineinlegte. Sie fiel damals wohl sehr ärmlich aus, vielleicht ein Paar Nüsse oder mal ein Apfel. Später vielleicht mal ein paar Süßigkeiten. Kam dann der Vorabend des heiligen Nikolaustages herrschte rege Betriebsamkeit auf den Straßen. Die Väter versuchten stets den Niklaus frühzeitig ins Haus zu bekommen, war das nicht der Fall, war die Kinderschar kaum zu bändigen. Begleitet war der Nikolaus oftmals vom „Pelzebock“. Ein schwarze, kettenrasselnde Gestalt sollte den unartigen Kindern einwenig Angst einjagen. Klingelte der Nikolaus an der Haustür, rutschte auch den Mutigsten das Herz in die Hose. Oft begrüßte man den Nikolaus mit Liedern auf der Melodica oder Blockflöte. Die jüngeren Kinder sangen das Lied des Nikolaus. Natürlich kam Nikolaus nie ohne sein „Goldenes Himmelsbuch“, indem von jedem Kind alle guten Taten und Schandtaten vermerkt hatte. So wunderten sich die Kinder, wie heute, woher der heilige Mann das all wusste. Am Ende erhielten die Kinder ein Teller mit Nüssen und Äpfeln oder Birnen. Teure Apfelsinen oder Mandarinen gab es in früheren Zeiten nicht. Vielleicht gab es noch ein Paar Mutters selbstgestrickte Strümpfe.

Winfried Schneiders
Heimatchronist

Dengeln der Kirchenglocken

Dengeln hat Tradition! Seit vielen, vielen Generationen werden die Kirchenglocken am Heiligabend um 14.00 Uhr gedengelt. Man läutete mit diesem feierlichen Geläut die Weihnachtstage ein. Die fast 400 Jahren alten Glocken werden von Hand in einem besonderen Takt angeschlagen was einmalig an der Mosel ist.

Doch hören Sie selbst:

Früher wurde an allen hohen kirchlichen Feiertagen gedengelt, ebenso an Goldhochzeiten. Aber das “Dengeln” hatte früher auch noch einen anderen Sinn. Es war ein Zeichen für die Patenkinder, ein Heubündel zum ortansässigen Paten/Patin zu bringen, damit das Eselchen des Christkindchen gestärkt die Heilige Nacht übersteht. Nur ein gesunder Esel konnte (große) Weihnachtsgeschenke zum Paten bringen.

Weihnachtszeit

Der Adventskranz

Der heute liebgewonne Adventskranz stammt aus Norddeutschland. Um 1830 erfand ihn der Begründer der evangelischen Inneren Mission Johann Heinrich Wichern. Der Brauch verbreitete sich zunächst in den evangelischen Gebieten und später in den katholischen Gegenden. Erst nach dem zweiten Weltkriege hielt er Einzug in unsere Stuben. Der Kranz ist Symbol der Vorbereitung und Hoffnung, denn ein Kranz galt schon immer als Zeichen der Zeit und Ewigkeit. Der süße vorweihnachtliche Brauch des Adventskalender entwickelte sich nach dem ersten Weltkrieg.

Der Weihnachtsbaum

Der Christbaum ist der schönste Baum …. so beginnt ein altes Weihnachtslied. Wahrhaftig kennen wir den Christbaum seit Anfang des 20. Jahrhunderts, erst nach dem ersten Weltkrieg zog er in unsere Wohnzimmer. Nur Pfarrer und Lehrer hatten zuvor einen Weihnachtsbaum, der mit an Zwirnfäden hängenden Äpfeln, Birnen, Nüssen und Weihnachtsgebäck und Kerzen geschmückt war. Später in den dreißiger Jahren kam das Lametta und bunte Glaskugeln hinzu.

Weihnachtskrippe

Die Geburtsszene Jesu gestalten die Menschen seit Jahrhunderten nach. In den betuchten Bürgerhäusern gab es sie bereits ab dem 17. Jahrhundert. In unserem hiesigen Raum zog die Weihnachtskrippe zu Anfang des 19. Jahrhunderts ein. Sie bildet mit dem Weihnachtsbaum den räumlichen Mittelpunkt des Weihnachtsfestes in den heutigen Familien.

Weihnachtsdengel am Heiligenabend

Pünktlich um 14.00 Uhr begann früher das Weihnachtsdengel am Heiligenabend. Für die Kinder war das immer das Zeichen, „ihr Bärdje“, ein Heubündel, ihrer Patentante oder dem Patenonkel zu bringen. Das Eselchen des Christkindes sollte in dieser Nacht nicht an Hunger leiden, so wurde es den Kindern erklärt. Ein schöner Brauch, den es seit dem Jahre 2000 wieder gibt.

Christkind im Brautkleid

Der Heilige Abend ist heutzutage fast nur noch von übermäßigem Schenken geprägt. Das war früher ganz anders. Selbst gemachte Geschenke, z. B. Mutters selbst gestrickte Strümpfe oder Pullover, weihnachtliches Backwerk, Nüsse und Äpfel deckten den Gabentisch der Kinder. Eine Apfelsine zu Weihnachten war seinerzeit eine Rarität und wurde aufbewahrt bis es nicht mehr ging. So wurde Robert Schneiders einst zu Beginn der 30er Jahren mit 10 Reichsmark nach Zell geschickt um dort Weihnachtsgeschenke zu kaufen, für seine Mutter und seine 5 Geschwister – und es musste noch etwas Geld übrig bleiben.

Voller Ungeduld erwarteten die Kinder das Christkind. Bei uns in Pünderich kam es in Weiß und tief verschleiert in einem alten Brautkleid. Unter dem Gewande verbarg sich meist ein junges Mädchen, das die Rolle des Christkindes übernommen hatte.

Weinsegnung am 2. Weihnachtsfeiertag

Am 2. Weihnachtsfeiertag wurde bei uns in der Kirche Wein gesegnet. Dieser Wein trank man gemeinsam mit der Familie und den Rest des gesegneten Weines verteilte man anschließend auf die Fässer im Keller.