Klatsch und Tratsch

Pündericher Briefe Teil 6

Emil Mergler beschreibt im 6. Pündericher Brief seine ersten Tage nach seinem Einrücken in die Trierer Agnetenkaserne im Jahre 1872. Der Brief wurde uns freundlicherweise von Veronika Dahm zur Verfügung gestellt.

Die Rechtschreibung des Briefes ist weitestgehend original belassen. Die Zeilenlänge entspricht der des Originals.

Möchten Sie diesen Brief ausdrucken, nutzen Sie bitte das Pündericher Brief Nr. 6.

Trier den 8.12.[18]72. Sonntag Abend

Geliebte Emma !

Ich muß Dir denn einmal einiges
über unser jetziges Leben zu wissen
thun. Wir kamen am Mittwoch
Abend um 8 Uhr hier an. Schmitz hatte
schon auf uns gewartet, Martin
war unwohl. Wir waren erst am
Dienstag von Coblenz um 10 Uhr abgefahren. Montags Abend feierten wir noch
Abschied. In Bacharach stiegen wir aus, gingen dann nach Petersackerhof
und dann nach Trechtingshausen,
wo wir bis Mittwoch Morgen blieben.
Von da gings zu Fuß nach Bingerbr[ück]
und dann per Bahn nach Kreuznach. Die Pündericher waren heute außer Engel und Franzen alle bei uns. Blum Peter traf ich schon gestern. Martin besuchte mich gestern am Abend, als er mich
suchte, erkannte mich jedoch gleich nicht, denn er frug mich, wo Rekrut Mergler sei, worauf ich natürlich mit schallendem Gelächter begrüßte. Simon Joseph ist bei der 5. Comp. ebenfalls hier in Maximin
ebenfalls [..unleserlich..] Stockwerke unter mir, wir sehen uns aber täglich 3 – 4 mal.
[Ge]sund und munter sind wir
beide, wir machen stets Spaß,
wenn wir uns begegnen und der
eine hat dies und der andere das gekaufte
unter der Arm. Das Essen hat mir
bis jetzt noch ganz gut geschmeckt.
Morgens gibt[s] Kaffe[e], den aber kein
Mensch saufen kann, Abends
gegrillte Kartoffeln. Kirschen Hann [..unleserlich..] hab ich auch schon besucht am Donner[stag] heute war er bei mir und dan[.. ..unleserlich..]
zusammen in einer Bierwirtschaft
bei der Kaserne, in die Stadt durften
wir noch nicht. Wenns nicht schlimmer gäbe wie diese Tage, dann möcht ich meine ganze Dienst[zeit] R[e]k[r]ut [sein]. Morgen beginnt das Exerzieren und
mit ihm das Elend. Schreibe mir
baldigst, sorge mir auch die Adr[esse]
von Nikola und wies ihm gefällt.
Er wird schon geschrieben haben. Ich habe 4 Rekruten und Alte bei mir
auf der Stube No 31. 4. Stockwerk, keine aus nächster Gegend.
Viele [Grüße] an Deine Eltern und Geschwister von Deinem
Dich herzlich liebenden
Emil.

Adresse:
Musketier Mergler
[.. unleserlich..] Regt. No 69. in Trier.

Anmerkungen:
– Kommata wurden, wo fehlend, ergänzt.
– […..] Wortteile sinngemäß ergänzt.

Agnetenkaserne: Seit 1871 lag das III. Bataillon des
7. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 69 in dieser Kaserne

In bestimmten Abständen werden diese Briefe von Pünderichern veröffentlicht, die das Leben und die Geschehnisse unseres Dorfes in der Vergangenheit zum Inhalt haben. Wir möchten Euch Interessantes über unsere eigene Vergangenheit bieten und gleichzeitig weitere Mitbürger dazu anregen, mit eigenen Beiträgen die Serie zu bereichern und um ihr Kontinuität zu verleihen.
Gleichzeitig bietet sich für uns alle dadurch die Gelegenheit, Wissen und Dokumente, die vielleicht in der nächsten Generation mangels Interesse und Schwerlesbarkeit nicht aufbewahrt werden, für unsere Nachwelt und Ortsgeschichte zu erhalten.Die Briefe werden auf den Seiten der Dorfchronik gesammelt.Wer eigene Beiträge zur Verfügung stellen möchte, wende sich bitte an:
Paul Ludwig Mertes,
Tel.: 0 65 42 – 2 20 10

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