Klatsch und Tratsch

Nikolaus oder Weihnachtsmann?

Nikolaus oder Weihnachtsmann? – Den Kindern ist es egal, Hauptsache er kommt!
von Winfried Schneiders

Wenn am Vorabend des 6. Dezember der Nikolaus oder Weihnachtsmann die Kinder besucht, leuchten wieder viele Augen. Nicht nur die Augen der Kinder leuchten, nein, auch die der Eltern und der Großeltern.
Seit über 25 Jahren besuche ich nun die Kinder in Pünderich und Umgebung. Nicht als Bischof, sondern als Weihnachtsmann im roten Mantel. Das uralte Nikolauskostüm ist hergestellt aus dem Mantel des Pündericher Kirchenschweizers. Dieses Weihnachtsmannkostüm trug schon mehr als dreißig Jahre mein Vorgänger Gerd Fassbender. Zuvor ging Andreas Engel allerdings im schwarz-roten Mantel von Haus zu Haus. Somit kennen die Pündericher Kinder seit Generationen den Nikolaus nur im roten bzw. im schwarzroten Gewand des Weihnachtsmannes.
Leider werden viele Männer in roten Roben vom „heutigen Bodenpersonal der katholischen Kirche“ an den Pranger gestellt. Das war nicht immer so, aber in den letzten 10 Jahren hat sich diese Unsitte in deren Köpfen manifestiert. Warum und weshalb sei einmal dahin gestellt.
Jedenfalls haben die Darsteller des Weihnachtsmannes eine genauso gute Seele wie die Darsteller eines Bischofs.

Nun, wie kam es in Europa, in Deutschland und in unserer Heimat zu den heutigen Gebräuchen? Warum kommt der Weihnachtsmann im roten Kapuzenmantel? Die Antwort wird im folgenden Bericht erörtert.
Das Brauchtum des Nikolaus Tages ist schon uralt. Schon im 6. Jahrhundert wurde der heilige Nikolaus aufgrund des Wirkens in Myra und Byzanz verehrt. Erst vier Jahrhunderte später fand dieses Brauchtum seinen Weg ins deutsche Kaiserreich..
In der Regierungszeit von Kaiser Otto II. (961-983) entwickelte sich die Nikolausverehrung zunächst im Rheinland. Seine Ehefrau Theophanu, eine gebürtige Griechin, brachte dies aus ihrer Heimat mit. Im 10. Jahrhundert entstand in Deutschland das Brauchtum, das sich bis heute erhalten hat, dass der Nikolaus die Kinder besucht und mit Gaben beschenkt. Dieser Brauch entstand zunächst in den Klosterschulen, wobei ein „Kinderbischof“ für einen Tag das Kloster und die Schule übernahm. Es war am der Tag der „Unschuldigen Kinder“, der 28. Dezember. Erst im 13. Jahrhundert verlegte man den Brauch auf den Todestag des heiligen Nikolaus am 6. Dezember.
Die Nikolausverehrung fand schon im Jahre 1000 ihren Platz im Moselgebiet. Der heutige Stadtteil von Traben-Trarbach, Traben, gilt als eine der ersten Nikolauskultstätte auf deutschem Boden. Bauern des Aachener Stiftes bauten dort bereit eine dem Nikolaus geweihte Kirche. Nikolausreliquen wurden im Kloster Maxim in Trier bereits 1018 nachgewiesen, die später nach Echternach gebracht wurden.
Bis zur Reformation war es in vielen deutschen Landstrichen üblich, sich am Nikolaustag zu beschenken. Im Laufe des 17. Jahrhundert tauchte erstmals die Vorstellung auf, dass der Nikolaus die Kinder zu Hause besucht. Schon damals hatte er eine Rute dabei, aber nicht zur Bestrafung, sondern die Berührung mit dem Zweig sollte Fruchtbarkeit verleihen.

Während den großen Auswandererwellen im 19. Jahrhundert entstand eine Nikolausfigur die immer weniger Bezug zur Religion hatte. Im Jahr 1804 wurde die Vorstellung des holländischen „Sinterklaas“ nach Amerika exportiert. Wegen des fehlenden konfessionellen Hintergrunds verlor „Santa Claus“ alle Attribute, die ihn als Bischof auszeichneten. Immermehr vermischte sich die Vorstellung eines „Herrn Winter“, einem alten Mann mit Kapuzenmantel, der Geschenke und einen Christbaum bringt. Messgewand, Bischofsstab und Mitra ( Letztere gibt es erst seit dem 11. Jahrhundert) wurden ersetzt durch pelzverzierten Mantel und Pudelmütze. Nach und nach kamen noch die Rentiere hinzu. 1822 veröffentlichte Clement Clarke Moore das Gedicht „The Night before Christmas“ indem er Santa Claus acht Rentiere gab und ihn heimlich durch den Kamin ins Haus steigen ließ. In den 1870er Jahren erfand der Karikaturist Thomas Nast für die Zeitung „Harper`s Wekly“ den Santa Claus einen Vollbart. Zudem ließ er ihn am Nordpol wohnen. Diese Figur war meist mollig und mit einem vorwiegend rotem, ab und zu grünen, violetten oder blauen Mantel bekleidet. Als sich in den USA die aus England importierte Sitte aufkam, sich Weihnachtskarten zu senden, gab ein Herr Louis Prang eine Karte mit pummligen Santa Claus im roten Mantel heraus. Dieses Bild setzte sich ab dem Jahre 1927 durch. Entgegen vieler verbreiteten Meinungen, hat dies nichts, aber auch gar nichts, mit der Firma Coca-Cola zu tun. Diese Firma startete 1931 eine Kampagne, wobei ein Santa Claus mit ihrem Getränk warb. Mit den Werbefeldzügen des Erfrischungsgetränkes kam der zum Santa Claus gewordene Sinterklass schließlich als rot-weißer gekleideter Weihnachtsmann nach Europa zurück.
Dieser Weihnachtsmann erfreut sich großer Popularität. So haben sich im Laufe der Zeit die Vorstellungen des Nikolaus und des Weihnachtsmannes immer mehr vermischt.

Der Nikolaustag in früheren Zeiten
Noch vor einigen Jahrzehnten gab es in jeder Ortschaft einen Nikolausdarsteller der die Kinder zu Hause besuchte. Leider ist diese Tradition in vielen Gemeinden ausgestorben. Mag es an dem demografischen Wandeln liegen oder weil es Keiner mehr machen will. Beides trifft auch für viele Kommunen im Kreis Cochem-Zell zu.
Deshalb werfen wir einen Blick in die vergangenen Zeiten. Die Kinder bangen heute genauso vor dem Besuch des Nikolaus wie vor Jahrhunderten. Früher stellten die Kinder bereits im November ihre Schuhe auf die Fensterbank, damit Knecht Ruprecht nachts eine kleine Gabe hineinlegte. Sie fiel damals wohl sehr ärmlich aus, vielleicht ein Paar Nüsse oder mal ein Apfel. Später vielleicht mal ein paar Süßigkeiten. Kam dann der Vorabend des heiligen Nikolaustages herrschte rege Betriebsamkeit auf den Straßen. Die Väter versuchten stets den Niklaus frühzeitig ins Haus zu bekommen, war das nicht der Fall, war die Kinderschar kaum zu bändigen. Begleitet war der Nikolaus oftmals vom „Pelzebock“. Ein schwarze, kettenrasselnde Gestalt sollte den unartigen Kindern einwenig Angst einjagen. Klingelte der Nikolaus an der Haustür, rutschte auch den Mutigsten das Herz in die Hose. Oft begrüßte man den Nikolaus mit Liedern auf der Melodica oder Blockflöte. Die jüngeren Kinder sangen das Lied des Nikolaus. Natürlich kam Nikolaus nie ohne sein „Goldenes Himmelsbuch“, indem von jedem Kind alle guten Taten und Schandtaten vermerkt hatte. So wunderten sich die Kinder, wie heute, woher der heilige Mann das all wusste. Am Ende erhielten die Kinder ein Teller mit Nüssen und Äpfeln oder Birnen. Teure Apfelsinen oder Mandarinen gab es in früheren Zeiten nicht. Vielleicht gab es noch ein Paar Mutters selbstgestrickte Strümpfe.

Winfried Schneiders
Heimatchronist

1 – Josef Ollinger, Geschichten und Sagen von Saar und Mosel, S.57, Conte Verlag
2 – Internet, Farbimpulse, Weshalb der Nikolaus heute meist einen roten Mantel trägt

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