Weingeschichte

Der Wandel in der Landwirtschaft zum reinen Weinbau

Das Leben unserer Ahnen beherrschte zu fast allen Zeiten die Sorge um die Befriedigung der einfachsten Lebensbedürfnisse der meist großen Familien. Wer sich das ganze Jahr über satt essen konnte, galt als reich und war eine seltene Ausnahme.

Wer sich einmal das Gemeindeartikelbuch der Gemeinde Pünderich aus dem Jahre 1618 ansieht und feststellt, dass die Gemeinde Strafe androhen musste z.B. für „krauten in den Triften“ (Moselvorgelände) oder „laubscharren im Walde“, der braucht keine große Phantasie, um sich die damalige Armut und Not vorzustellen. Dabei war die Gemeinde Pünderich noch in einer vergleichsweise glücklichen Lage, weil die Ebene rund um das Dorf zu großem Teil aus fruchtbarem, humusreichen Schwemmlandboden bestand, der selbst dann noch Ernten brachte, wenn auf schlechteren Böden kaum noch etwas wuchs.

Landknappheit und Auswanderungen

Da jedoch die Zahl der Einwohner trotz der vielen Sterbefälle – durch heute fast nur noch dem Namen nach bekannte Krankheiten – durch die hohen Geburtenzahlen mehr als ausgeglichen wurden, ja sich sogar ständig vergrößerte, wurde der Anteil des einzelnen Bürgers am Gemeindeland immer kleiner, denn dieses vermehrte sich ja nicht.

Hier ist auch nicht die Stelle, in der das Für und Wider der bei uns üblichen Realteilung untersucht werden soll, sondern diese Tatsache wird nur erwähnt. Auf jeden Fall trug diese dazu bei, dass sich die Zahl der Betriebe und Familien immer mehr vermehrte, wogegen sich der Landsitz, sei es Ackerland oder Weinberg für den Einzelnen sich zwangsläufig verringerte, so dass nur noch wenige genügend Land hatten, um ihre Familien zu ernähren.

Eine gewisse Erleichterung für die in der Heimat verbliebenen Bürger ergab sich durch die um 1825 beginnenden Auswanderungen, anfangs nach Brasilien und später nach Nordamerika. Diese Auswanderungen bewirkten wohl für die Daheimgebliebenen eine zeitweise Verbesserung der Lage, aber ein nachhaltige Lösung der Probleme erbrachte diese Maßnahme auch nicht, da auch noch die Notjahre von 1850 bis 1857, hervorgerufen durch Missernten, z.B. die Kartoffelfäule, erschwerend dazu kamen.

Wirtschaftlicher Aufschwung und hohe Weinpreise

Gegen Ende des 19. Jahrhundert ermöglichte der allgemein beginnende wirtschaftliche Aufschwung mehr Menschen, sich ein Glas Wein zu leisten. Zudem begann sich der Moselwein einen „Platz an der Sonne“ zu erkämpfen und erzielte annehmbare, bei den großen Weinversteigerungen in Trier und Bernkastel sogar hohe Preise. Des Weiteren trugen maßgeblich der aufkommende Kunstdünger, bessere Schädlingsbekämpfungsmethoden und auch modernere Anbauverfahren dazu bei, dass ausgesprochene Notzeiten der Vergangenheit angehörten.

An der Struktur der einzelnen Betriebe änderte sich aber wenig, obschon in unserer Gemeinde eine größere Anzahl von Winzern schon vor dem Zweiten Weltkrieg ihr Einkommen durch die Selbstvermarktung ihrer Weine, in nicht geringem Maße aufbessern konnten. Man blieb nach wie vor bei den sogenannten Mischbetrieben. Das bedeutete die Haltung von in der Regel 1-2 Kühen, ebenso vielen Schweinen und einer größeren Anzahl Hühnern. Trotzdem erreichte man keine für über den Eigenverbrauch hinausgehende Nahrungsproduktion. Verkaufen konnte man neben Wein in der Hauptsache lediglich Obst, meistens Äpfel, die von Jahr zu Jahr unterschiedliche Einnahmen brachten.

Selbstversorger

Mit dieser Art der Bewirtschaftung konnte man auch die Notzeiten und die Folgen der Inflation nach dem Ersten Weltkrieg überbrücken. Man hatte satt zu essen, was im übrigen Reich keineswegs eine Selbstverständlichkeit war. Nach der Einführung einer festen Währung blieben die Weinpreise sehr niedrig und viele Winzer waren gezwungen, Kredite aufzunehmen. Diese Schulden konnten nach der Machtübernahme Hitlers im Jahre 1933 von den meisten Winzern abgezahlt werden, da die Naziregierung die Weinpreise, verglichen mit heutigen Verhältnissen und Lebenshaltungskosten, sehr hoch festsetzte, und auch diese Preise durch gewisse Maßnahmen, erwähnt sei hier nur das strickte „Verbot von Rebanbau in der Ebene“, sowie die Patenstadtaktionen, auch halten konnte.

Es bestand also gar kein Anlass für den einzelnen Winzer, seinen auch noch so kleinen Betrieb aufzugeben, denn dieser erfüllte damals und auch noch im Kriege und nachher seine Funktionen. Eine große Anzahl der Menschen im Reich schauten mit Neid auf uns, also auf die Selbstversorger, und sie hatten auch Anlass dazu.

Mechanisierung und Flurbereinigung

Die Währungsreform im Jahre 1948 brachte eine nicht erwartete Überraschung. Es setzte plötzlich eine große Nachfrage nach Wein zu hohen Preisen ein; z.B. kostete in diesem Jahre das Fuder Most 2.500,– DM. Ältere Winzer hatten das nicht erwartet und dachten noch an die Stockung der Nachfrage nach dem Ersten Weltkrieg. Die Weinpreise blieben auch noch weiterhin annehmbar und ermöglichten einen recht guten Verdienst.

Dieses Einkommen machte es im Laufe der folgenden Jahre immer mehr Winzern möglich, einen Traktor mit den entsprechenden Geräten anzuschaffen. Der rationelle Einsatz dieser Geräte wurde aber durch die Zersplitterung der einzelnen Parzellen und nicht ausreichende Wegeführung sehr erschwert. Durch vielfache Mechanisierung ehemaliger Handarbeit und durch Aufgabe der selbst bewirtschafteten Landwirtschaft auf der Briedeler Heck waren plötzlich zu viele Arbeitskräfte vorhanden. Dadurch wurde die Nachfrage nach Weinbergsgelände immer größer, da die Erzeugung von Lebensmitteln und die Haltung von Vieh durch Niedrigpreise zunehmend unrentabel und uninteressant wurden. Der Umwandlung von Acker und Wiesenland in Rebflächen standen zunächst die Parzellierung und das Fehlen der Zuwegung entgegen.

Dieses Problem konnte nur durch eine Flurbereinigung gelöst werden. Nach Durchführung derselben stand einer Umwandlung nichts mehr entgegen. Diese wurde auch zügig durchgeführt und war in wenigen Jahren beendet. Aus Acker- und Wiesenflächen, bestanden mit hunderten von Obstbäumen, war Rebland geworden. Die ehemaligen Mischbetriebe, bestückt aus Landwirtschaft, Obst- und Weinbau, waren zu reinem Weinbau übergegangen und wurden ungefähr bis zum Jahre 1980 finanziell erfolgreich bewirtschaftet.

Globalisierung und Preisverfall

Bei vordergründiger Betrachtung dürfte der unbedarfte Beobachter annehmen, dass damit sämtliche Probleme in der Landwirtschaft bzw. im Weinbau gelöst gewesen wären. Das ist jedoch keineswegs der Fall. Durch die Globalisierung der Wirtschaft wurden immer mehr ausländische Nahrungsmittel und vor allem Wein eingeführt, so dass ein Überangebot vorherrschte. Zusätzlich verlor der deutsche Wein, durch Skandale einzelner Betriebe, immer mehr Vertrauen durch die Verbraucher.

Aus diesem Grunde wechselten immer mehr Weinliebhaber von deutschem Wein bzw. Moselwein, auf ausländische Marken, die zudem in großer Menge und zu billigen Preisen, auch in unserer Region, angeboten wurden und werden. Dies hatte einen allgemeinen Preisverfall, vor allem beim Fasswein zur Folge. So kostete im August 2000 ein Fuder Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete (QbA) im Fass 800,– DM. Ein Preis, der die Gestehungskosten des Winzers nicht mehr abdeckt.

Eine weitere, ganz schlimme Folge dieser Tatsache ist, dass in den letzten Jahren bei den Winzern riesige Vermögensverluste entstanden sind, denn durch den Preisverfall beim Produkt Wein Wein entstand zudem ein Überangebot von Weinbergsland. Da sich die meisten Rebflächen für eine alternative Bewirtschaftung nicht eignen, sind die Preise drastisch verfallen und dadurch die oben erwähnten Vermögensverluste entstanden.

Die Folge dieser ganzen Misere ist, dass immer mehr Winzer die schwieriger zu bewirtschaftenden Weinberge in Steillagen brach liegen lassen. Dies bewirkt jedoch, dass die ehemals blühende und gedeihende Weinbergslandschaft für das Auge des Einheimischen, vor allem aber für unsere Gäste, sich nicht mehr so vorteilhaft präsentiert. Ob dies in späterer Zukunft negative Auswirkungen auf den dringend benötigten Fremdenverkehr hat, lässt sich verständlicherweise heute noch nicht vorhersagen.

Jahresablauf in einer Winzer- und Landwirtsfamilie

Anfang des 20. Jahrhunderts, Jahresbeginn

Es war ein Neujahrsmorgen an dem Lena ihren Mann weckte: „Peter, stieh off, ed es schu spät, de Koh schrejt, on dat Schwejn rumort em Stall“. „Gleich Lena, mir esset goar net good, ejch hon schro Koppwieh“. „Dat beste selwa schold, häss solle net suvill trinke“. „Net zänke, Lena, ejch stiehn jo schu off“.

Ihm blieb ja auch nichts anderes übrig. So ein dummes Schwein und eine dumpfe Kuh störten sich absolut nicht an die Feiertage der Menschen. was wussten sie davon, dass der Mensch an Silvester gerne feiert? Gar nichts. Sie wollten ihr Futter. Peter machte sich ächzend aus dem Bett, ging in den Stall und fütterte die Kuh, damit seine Frau melken konnte. Das Melken wurde nämlich fast immer von der Frau besorgt.

Ja, eine Kuh musste pfleglich behandelt werden. Sie war ein kostbarer Besitz und die beiden waren dankbar, als junges Ehepaar schon eine Kuh zu Eigen zu haben. Viel Milch gab sie zur Zeit nicht, da sie in wenigen Monaten kalben sollte.

Nachdem Schwein und Kuh versorgt waren, ging es an den Küchentisch, an dem die alte Mutter und die immer etwas kränkelnde Anna-Tante das Frühstück hergerichtet hatten. Auch der noch rüstige Vater wartete schon darauf. Es gab selbst gebackenes Roggenbrot. Die Butter war etwas knapp, aber Schmalz war noch vorhanden, auch noch selbst gekochte Zuckerschmeer.

Im Allgemeinen bestand der Kaffee aus gebranntem Roggen oder Gerste. Aber zur Feier des Tages schüttete die Lena den Eltern Bohnenkaffee auf, den die anfangs mit Entrüstung als Verschwendung ablehnten, aber nach gutem Zureden doch mit Behagen schlürften. Lena und Peter freuten sich darüber. Ihr Zusammenleben mit den Eltern und der Tante war bei Gott nicht immer unproblematisch, aber das Wort der Bibel war für sie Gesetz! Du sollst deine Eltern ehren!

Von Weiden, Schwätzchen und Schlachtungen

Es war Winter, die Arbeit drängte nicht sehr und Peter stand mittags gerne mit anderen Männern auf der Straße, wo man alles und jedes kritisierte. Besondere Freude bereitete allen das Schimpfen über den Gemeinderat und den Schäwwe (Ortsbürgermeister). Ja, das musste sein. Es steigerte direkt die Lebensqualität.

Der Lena waren diese Gespräche ein Dorn im Auge. Sie mutmaßte nicht ganz zu Unrecht, dass dabei viel dummes Zeug geredet wurde und machte ihrem Peter deutlich klar, dass er viel gescheiter seine Weiden machen würde, als dumm zu schwätzen. Der lange Hannes gegenüber hätte seine „Schaaf“ (fertige Weidenbündel) schon gemacht vor dem haus stehen. Peter versprach, die Weiden zu machen, aber zuerst sollte das Schwein geschlachtet werden. Lena konnte „knaideln“ soviel sie wollte. Es half nichts. Der Herr im Hause war der Mann. Das stimmte zwar nur selten, aber Lena war klug und ließ ihren Mann in seinem Glauben.

Das Schwein war geschlachtet und ja, Würste machen das konnten sie, die beiden Oma`s , die von der Lena und die vom Peter. Die magere Zeit war vorbei.

Jetzt wurde auch das kleine Kämmerchen neben der Küche geheizt. Zwei Räume zu heizen war eigentlich ein Luxus, aber Peter hatte von der Gemeinde im letzten Jahre eine „Schlau“ (Waldgrundstück zum Abholzen) ersteigert, so dass man sich diesen Luxus ausnahmsweise erlauben konnte. Die Weiden wurden ins Haus genommen und man ging an die Arbeit. Langweilig wurde es nie, da auch immer Nachbarn dabei saßen. Erstens weil es gemütlich warm in dem Raum war und zweitens weil Peter ab und zu auch einmal ein Schnäpschen einschenkte, denn er hatte erst vor einigen Tagen den frisch gebrannten Tresterschnaps vom Schnapsbrenner abgeholt.

Feste und Pflichten

Das Einhalten der Christenpflicht am Sonntag war damals noch eine Selbstverständlichkeit. In der Regel besuchte die Frau die Frühmesse und der Mann das Hochamt, denn nach Beendigung des Amtes wurde die sogenannte „Gemeinde“ abgehalten. Da verlas der Gemeindediener vom Vorplatz der Kirche aus die üblichen Bekanntmachungen und man hörte noch sonst allerlei Neuigkeiten. Die wollte Lena auch wissen und Peter wurde nach dem Heimkommen ausgefragt. „Peter, wat goawed off der Gemajn?“ „Lena, ned vill, awwa mia solle moal wirra friene gieh (Frondienst leisten). Awwa dä Lenze Martin hott mich gefroacht, ob ich em kinn häalwe Mist trie, ejch honnem zugesoat.“ „Good Peter, da kumme moal poar Mark end Hous, dou hoss joa immer noch kei Weijn vakauf. On da kinne ma och den Gesangsvereinsomend om Sonn dach gieh.“ Das taten sie und obwohl Lena nicht mehr tanzen konnte, weil sie ihr erstes Kind erwartete, erlebten sie mit ihren Freunden einen schönen Abend.

Das Wetter blieb erträglich. Es wurde nicht sehr kalt und Peter konnte eine Trockenmauer im Berg reparieren. Die Kuh hatte gekalbt. Es war alles gut gegangen und nun war und in Zukunft würde es wieder Milch und Butter im Haus.

Januar und Februar vergingen und es nahte die Fastnacht. Die hatte unser Peter und auch die Lena tüchtig mitgefeiert, aber da die Niederkunft immer näher rückte, war das in diesem Jahr nicht möglich. Aber Musik hörten sie doch, denn Peter spielte seiner Frau auf dem Moulstreppache (Mundharmonika), das er meisterhaft beherrschte, die alten Karnevalsschlager vor. So ging für beide die Fasenacht etwas verhalten vorbei, aber auch für alle anderen endete die Musik am Dienstag pünktlich um 24.00 Uhr. Es war Fastenzeit und das Aschenkreuz am Aschermittwoch erinnerte an die Vergänglichkeit allen Lebens.

Die ersten Weinbergsarbeiten

Aschermittwoch war aber auch gleichzeitig der Tag, an dem in den Weinbergen die Arbeiten aufgenommen wurden. Es begann mit dem Schneiden der Reben. Viele Leute gingen zur Ponte und ließen sich vom Fercher übersetzten. Das ging mit der alten Gierfähre noch sehr gemächlich vonstatten und man hatte noch Gelegenheit, sich mit seinen Nachbarn zu unterhalten.

Auf der anderen Seite angekommen ging`s zu Fuß an die Arbeit, Traktoren und Autos waren noch nicht vorhanden. Die abgeschnittenen Reben mussten nachher aufgerafft und in Bürden gebunden werden. Diese Rebenbürden wurden als Backholz und zum Feuermachen im Herd und Ofen benötigt. Ja, die Arbeit hatte voll begonnen und ließ nicht mehr viele Pausen.

Vor dem Binden musste „gestickt“ werden, die abgebrochenen Pfähle wurden angespitzt und wieder in den Boden gerammt und unbrauchbare Pfähle wurden durch neue ersetzt. Das Binden galt als ausgesprochene Frauenarbeit und bereitete dem Peter in diesem Jahre, da die Lena wegen der Schwangerschaft nicht mithelfen konnte, gewisse Schwierigkeiten. Aber, wie damals noch allgemein üblich, die Verwandtschaft und auch die Nachbarschaft halfen aus. Das galt auch für andere Tätigkeiten, die im Allgemeinen von den Frauen erledigt wurden, nicht zuletzt beim Brotbacken.

Nachwuchs und Beichte

Die Geburt rückte immer näher und die Lena ließ des öfteren die Hebamme rufen, denn sie hatte Angst. Die Geburten fanden in der Regel im Hause statt. Das Krankenhaus konnte man nicht bezahlen, denn die allerwenigsten Winzer und Landwirte waren krankenversichert.

Die Hebamme, die aus dem Ort stammte und dort wohnte, beruhigte die Lena und auch ihren Mann; es sei alles in Ordnung und eigentlich keine Schwierigkeiten zu befürchten. Und sie behielt recht. Lena brachte ein gesundes Kind zur Welt. Es war ein Mädchen. Peter hatte sich eigentlich einen Jungen gewünscht, aber der konnte ja später noch kommen.

Inzwischen war auch das Osterfest herangekommen und alle gingen zur Kirche, um zu beichten. Da standen sie in langen Reihen im Kirchengang und warteten darauf, dass sie an die Reihe kamen und in den Beichtstuhl gehen konnten. Peter, der nicht unbedingt der Frömmste war, fiel dies in jedem Jahr schwer. Aber was sein musste, das musste sein! Zu Ostern wurde gebeichtet! Da gab es für einen Katholiken kein wenn und aber.

Kartoffeln, Heu und Rüben

Mitte April mussten die Kartoffeln gesetzt werden. Es war eine wichtige Arbeit, denn man benötigte große Mengen, hauptsächlich zur Fütterung der Schweine, und man hatte ja wieder zwei Ferkel zum Mästen im Stall.

So hörte die Arbeit nicht auf. Der Garten musste zu Recht gemacht und eingepflanzt werden, dabei wurde sorgfältig auf die jeweiligem Mondphasen geachtet. Diese Arbeit übernahm wieder Lena, denn sie hatte sich erstaunlich schnell von der Geburt erholt. Peter war derzeit mit dem Graben der Weinberge beschäftigt, das viel Zeit in Anspruch nahm.

Es kam das Heumachen. Peter war ein guter Mäher. Sein Vater konnte ihm bei dieser schweren Arbeit nicht mehr helfen, aber da er noch eine ruhige Hand hatte, machte er sich nützlich indem er Tag für Tag die benötigten Sensen dengelte.

Ja, Peter war für jede Hilfe dankbar, denn neben dem Heumachen standen ja auch die Peronospora- und die Heu- und Sauerwurmspritzungen an, die im Gegensatz zu heute noch mit der Buckelspritze vorgenommen werden mussten. Viel Zeit beanspruchte auch das Aufbinden der Weinberge, denn die Stöcke hatten noch durchweg vier und mehr Bogenreben. Ferner mussten die Rüben gesetzt werden und dazu wurden die dafür vorgesehenen Felder zu Recht gemacht, das heißt sie wurden gepflügt, geeggt und anschließend die groben Erdschollen klein geklopft. Schließlich wollte man im Herbst viele Wagen mit Rüben heimfahren, die als Zusatzfutter für Kuh und Schweine benötigt wurden.

Auch Getreide will geerntet werden

Die letzte Spritzung im Weinberg erfolgte Ende Juli, Anfang August. Inzwischen war auch das Getreide gereift, welches überwiegend auf der Briedeler Heck und auf dem Burger Berg stand. Peter mähte, die Lena raffte auf. Beide banden daraufhin die Garben und stellten sie auf den sogenannte „Kaasten“, worauf dann zuletzt noch der „Hut“ kam, eine doppelte Garbe, damit evtl. fallender Regen ablaufen konnte. So stand das Getreide eine gewisse Zeit auf dem Acker zum Trocknen. Dann spannte der Peter die Kuh an den Wagen, fuhr zusammen mit der Lena auf den Acker, um das Getreide aufzuladen. Während er die Garben mit der Heugabel auf den Wagen reichte, nahm die Lena diese auf dem Wagen an, verlegte sie und lud so den Wagen fachgerecht. Hoch beladen schwankte das Gefährt jetzt nach Hause, wo man manchmal Tage warten musste, ehe man beim Dreschen an die Reihe kam, denn es gab im Ort nur eine Dreschmaschine aber viele die dreschen wollten.

Jetzt war das Getreide eingebracht, die Weinberge waren frei von Unkraut, nachdem sie in der Regel dreimal „gerührt“ (flach umgegraben) waren und man konnte endlich etwas verschnaufen. Roggen und Weizen der auf der Dorfflur gezogen wurde, war wieder im Hause. Wendlings- und Hammer-Müller kamen und beluden ihre Wagen hoch mit Säcken mit Getreide, die sie dann als Mehl zurückbrachten. So konnte man unbeschwert Kirmes feiern. Dies war damals noch mehr als heute ein Familienfest, zu dem die Verwandtschaft aus der näheren und weiteren Umgegend eingeladen wurde.

Kartoffelernte und Traubenlese

Das „Gipfeln“ der Reben (abschneiden der Reben über den Pfählen) bildete den Abschluss der Weinbergsarbeiten. Auf der „Laach“ konnte noch Grummetheu (2. Schnitt) gemacht werden und so kam allmählich die Zeit, in der die Kartoffeln ausgemacht werden sollten. Dies geschah damals noch selbstverständlich mit der Hand, denn Maschinen dafür waren unbekannt. Die Kinder, deren Hilfe man nicht entbehren konnte, bekamen Kartoffelferien, um den Eltern beim Kartoffelgraben zu helfen.

Jedermann war bestrebt, dass die Kartoffeln auf der Briedeler Heck oder dem Burger Berg am Michelstag (29. September) gegraben, sowie alle anderen Arbeiten, einschließlich dem Säen des Wintergetreides, beendet waren. Zu diesem Termin sollten auch die letzten Äpfel abgeerntet sein, denn es wurde allmählich Zeit mit den Vorbereitungen zur Lese zu beginnen. Diese Vorbereitung beinhaltete hauptsächlich das Reinigen bzw. Beizen der Fässer, ferner das Reinigen und Anstreichen des Lesegeschirr wie Botten, Büttchen, Traubenmühle und Kelter.

Der Lesetermin wurde in der Regel durch die Gemeinde um den 15. Oktober bestimmt. Es waren ja nur Rieslingsreben angepflanzt. Andere Rebsorten waren noch weitgehend unbekannt. Die Lese war in den meisten Jahren an Allerheiligen (1. November) beendet.

Der Winter naht

Lena und Peter hatten es jetzt leichter. Die Winterarbeiten, sei es im Weinberg oder Keller drängten nicht sehr. Es wurde wieder ruhiger und die Geselligkeit kam zu ihrem Recht. Nachbarn und Verwandtschaft kamen wieder „meien“ und es gab viele gemütliche Gespräche untereinander, bei denen uralte Erzählungen aufgefrischt, aber auch die jeweiligen Neuigkeiten ausgetauscht wurden.

Ein besonderer Feiertag war der heute nicht mehr existierende „kahle Mittwoch“, in Pünderich „Kellermittwoch“ genannt. An diesem Tage wurde in allen Kellern mit den jeweiligen Freunden der „Neue“ probiert, was sich natürlich Peter nicht entgehen ließ, denn „guten Wein“ zu trinken war auch bei einem Winzer keine Selbstverständlichkeit. Das tägliche Getränk war Tresterwein bzw. Haustrunk im Volksmunde „Flubbes“ genannt.

Lena und Peter waren mit dem Jahr zufrieden. Die ganze Familie war gesund geblieben. Sie hatten genügend zu essen und drei Fuder Wein geerntet. Was wollten sie mehr? Sie konnten getrost Weihnachten und Neujahr feiern. Es war ein gutes Jahr gewesen und sie waren ihrem Herrgott dankbar, und so sangen sie an Silvester um Mitternacht vor der Kirche und aus voller Kehle: „Großer Gott wir loben Dich!“

Herbstbräuche und Herbstordnungen

Nicht nur in der Bewirtschaftung der Weinberge, sondern auch in den Bräuchen und Gepflogenheiten der Weinlese hat sich in den letzten Jahrzehnten ein starker Wandel vollzogen. Während heute die weinbautreibenden Einwohner, sei es im Vollerwerb oder Nebenerwerb, in der Gemeinde eine Minderheit darstellen, gab es früher im ganzen Dorf kaum eine Familie, die nicht irgendwie mit dem Weinbau verbunden war.

Auch die noch vielfach, heute nicht mehr existierenden Handwerker, wie Stellmacher, Schreiner, Schuster oder Schneider, waren auf Nebeneinnahmen aus dem Weinbau angewiesen, da sie vom Handwerk allein kaum mit ihren Familien leben konnten. Dies alles macht verständlich, dass die vom Gesetzgeber bzw. der Gemeinde erlassenen Lesevorschriften streng eingehalten werden mussten.

Dorfschuster Alfred Zimmer – Ein Film von Peter Friesenhahn

Weinbergsschließung und Lesevorbereitungen

Dieser Termin wurde, je nach dem Reifezustand der Trauben, durch die örtliche Leskommission bestimmt und mittels Ausschellen durch den Gemeindediener bekannt gemacht. Während dieser Zeit durften die Winzer ihre Weinberge nur Mittwochs- und Samstagnachmittag betreten, um eventuell Restarbeiten zu erledigen oder die Trauben zu besichtigen. Strohwische auf allen in den Berg führenden Pfaden machten jedermann auf die Schließung aufmerksam. Die Winzer nutzten diese Zeit, um die nötigen Vorbereitungen zur Lese zu treffen.

Alle Geräte und Gegenstände, wie Kelter und Fässer mussten gesäubert, die Fässer zudem mit heißem Wasser gereinigt und ausgespült (gebeizt) werden, die Bütten, die ja noch ebenfalls alle aus Holz waren und im Laufe des Jahres undicht (wann) geworden waren, mussten gewässert werden, damit die Dauben wieder aufquollen. Das alles wurde oft an dem Moselufer vorgenommen, da man dadurch Leitungswasser und somit bares Geld sparte. Zudem herrschte damals in der Gemeinde oft Wassermangel, da die Kapazität der Quelle bei Trockenheit nie ausreichte.

Helfer und Helferinnen wurden in Pünderich in der Mehrzahl der Fälle auf dem Hunsrück gedingt. Diese stammten manchmal durch Jahrzehnte aus den gleichen Familien, da sich im Laufe der Jahre eine gewisse Freundschaft mit diesen Familien entwickelt hatte. Nachdem dies alles geschehen war, konnte die Ernte beginnen. Auch dieser Termin wurde mittels der Ortsschelle bekannt gemacht, gleichzeitig wurden die Winzer unterrichtet, welcher der sogenannten Bände, in die der Berg eingeteilt war, ab wann geöffnet wurde. Jeder dieser vier Bände umfasste ein gewisses Gebiet, welches genau abgegrenzt war. Außerhalb dieser Grenzen durfte niemand Trauben lesen.

Lesetage

Da alle Winzer am gleichen Tage mit der Lese begannen und in großer Zahl mit ihren Helfern und Helferinnen sowie Kuhgespannen an der Fähre auf das Übersetzen warteten, dauerte es eine geraume Zeit, bis alle auf die andere Moselseite übergesetzt waren. Auch wurde der Beginn der Überfahrt durch das Geläut der Kirchenglocken angezeigt. Erst dann durfte die Ponte verkehren. Der Fährmann war seitens der Gemeinde gehalten, sich streng an diese Regelung zu halten.

Die einzelne Überfahrt beanspruchte mit der alten Gierfähre auch einen längeren Zeitraum als heute mit der motorbetriebenen Fähre. Die alte Ponte konnte vor dem Kriege auch im Höchstfalle nur drei Kuhgespanne befördern, ehe die Gemeinde sich im Jahre 1940 eine Ponte mit größerer Ladefläche und Tragfähigkeit anschaffte.

Natürlich herrschte in dem jeweiligen Band das zur Lese freigegeben war ein gewisses Gedränge und die Träger mussten manchmal an den Pfaden größere Strecken zurücklegen, ehe sie ihr Fuhrwerk erreicht hatten. Dies wurde aber gerne in Kauf genommen, denn dadurch eine angenehme und lustige Unterhaltung mit den in der Nähe lesenden Personen begünstigt wurde.

Nicht selten hörte man auch Gesang. Böse Zungen behaupteten sogar, dass manche Winzer ihre Leser und Leserinnen mit dem Hintergedanken dazu animiert hätten: „Wer singt, kann keine Trauben essen“. Auf Schnelligkeit bei der Lese wurde noch wenig Wert gelegt. Es kam vielmehr darauf an, dass keine Trauben hängen oder liegen blieben, denn die damals noch kleinen Löhne spielten gegenüber dem Wert der Trauben noch eine untergeordnete Rolle. Man bückte sich nicht nur nach jedem auf dem Boden liegenden Trauben, sondern auch, so unwahrscheinlich es heute klingt, nach jedem herabgefallenen einzelnen Traubenbeere.

Auch die Träger hatten noch Muße den Flubbeskrug (Haustrunk) aufzusetzen und untereinander ein Schwätzchen zu halten. Gegen Mittag wurde dann meistens von älteren Leuten oder auch Kindern das Essen in den Weinberg gebracht, das bei dem Aufenthalt in frischer Luft mit großem Appetit verzehrt wurde. Nachdem man sich dann gründlich gestärkt hatte, konnte nach dem Essen gleich wieder mit der Arbeit begonnen und diese bis gegen Abend fortgesetzt werden.

Am späten Nachmittag wurde das Vieh, das am Tage zu Hause im Stall gestanden hatte, wieder gebracht und angespannt. Häufig wurde das Vieh jedoch auch tagsüber am Wagen angebunden, vor allem dann, wenn der zu lesende Weinberg weiter vom Dorf entfernt lag. Nun konnte man kurz vor Einbruch der Dunkelheit mit den mehr oder weniger gefüllten Traubenbütten mit dem Kuhwagen den Heimweg antreten. Dies geschah bei allen ungefähr zur gleichen Zeit, wodurch es natürlich an der Fähre wieder zu Stauungen führte.

Es vergingen manchmal Stunden, ehe der letzte Winzer bei völliger Dunkelheit glücklich daheim ankam. In diesem Falle dauerten die noch zu erledigenden Arbeiten, wie abladen, mahlen und keltern der Trauben, bis spät in die Nacht. Es musste ja alles noch in Handarbeit gemacht werden, da elektrisch betriebene Traubenmühlen und automatische Kelter noch kaum bekannt, geschweige denn im Besitz des Winzers waren. Dies alles wurde bei jedem Wetter gerne in Kauf genommen. Unangenehm war es, wenn es nass und kalt war.

Bei länger anhaltendem und starkem Regen wurde „aus dem Berg geläutet“. Sobald die Glocken ertönten, machten sich alle ohne Ausnahme auf den Heimweg. Aber solche und ähnliche Ärgernisse, auch einen schlechten Jahrgang konnten die Winzer nicht davon abhalten, mitten in der Lese und zwar an einem Sonntagabend, eine Tanzveranstaltung, die „Kappeler Kirmes“ zu besuchen. In Pünderich so genannt, weil früher viele Helferinnen in dem Hunsrückdorf Kappel beheimatet waren. Da vergnügten sich Einheimische mit allen in der Lese beschäftigten Aushilfen sehr ausgiebig. Es wurde bis spät in der Nacht getanzt und entsprechend getrunken und manche konnten am nächsten Tag ihre Lesearbeiten nur unter großen Schwierigkeiten bewältigen.

Resteverwertung und Besinnlichkeit

Nach Beendigung der Lese wurden die Weinberge wieder geschlossen. Die nach ca. 10 Tagen wieder erfolgte Öffnung der Weinberge wurde dann ebenfalls ortsüblich bekannt gemacht. Das Signal zum sogenannten „gelennen“, der Nachlese. An diesem Tage stolperten viele Kinder und Jugendliche, aber durchaus auch ältere Personen durch den Berg und suchten nach den wenigen hängen- oder liegengeblieben Trauben. Diese wurden im Dorf aufgekauft und brachten manchem ein erwünschtes zusätzliches Taschengeld.

Jetzt war der Alltag wieder eingekehrt. In den Kellern gärte der Most. Für viele Winzer eine herrliche Zeit. Welche Freude und Gemütlichkeit herrschte in den Kellern, wenn Freunde, Nachbarn und Verwandte beieinander standen und den neuen Wein probierten. Dabei kam es auf einige Stunden mehr oder weniger gar nicht an. Die heutige Hektik war noch unbekannt. Wer heute an diese unwiderruflich entschwundene Zeit zurückdenkt, kann das nicht ohne eine gewisse Wehmut.

Altes Eichhaus

Ehemalige Fasseichstelle Pünderich

Der Inhalt eines Fasses war schon immer wichtig für den Winzer und den Weinkäufer. Die Bestimmung des Inhaltes war jedoch problematisch. Es gab mehrere Methoden zur Bestimmung des Inhaltes. Eine davon war das Messen mittels Messlatte mit Einkerbungen. Die Messlatte wurde diagonal in die Ecken des Fasses geführt und dann der Inhalt abgelesen. Das diagonale Ablesen nach beiden Seiten war nötig, weil das Spundloch nicht immer genau in der Mitte des Fasses gebohrt war.

Nachdem Preußen die Rheinprovinz und damit auch unsere Heimat übernommen hatte, wurde immer mehr in Gesetze verpackt. So geschah es auch mit dem Eichen von Behältern für Wein. Aus diesem Grunde wurde im Jahre 1898 der Bau eines Eichhauses wie folgt ausgeschrieben:

Submission

Die Arbeiten und Lieferungen zur

Erbauung eines Aichhauses in der Gemeinde

Pünderich, den veranschlagt zu 1000 Mark, sollen im Wege der Submission vergeben werden.
Kostenanschlag kann beim Vorsteher zu Pünderich eingesehen werden.
Mit entsprechender Aufschrift versehne Offerten sind
spätestens bis zum 20. d. Mts. an den Vorsteher zu Pünderich zu richten.

Zell (Land), den 12. Juli 1898

Der Bürgermeister, Jacobs

Mit Datum vom 18. August 1877 erschien jedoch folgender Artikel: „Mit Genehmigung des Herrn Ministers für Handel, Gewerbe- und öffentliche Arbeiten ist zu Pünderich im Kreise Zell ein Faß-Eichungsamt mit der Ordnungsnummer 123 errichtet und demselben bis auf Weiteres die Befugnis zur Eichung und Stempelung von Fässern jeder Größe von 30 Litern aufwärts beigelegt worden.“ Ob damals auch tatsächlich ein Eichamt eröffnet wurde, ist heute nicht mehr feststellbar. Unterlagen über einen Bau existieren nicht, so dass anzunehmen ist, dass nach der oben aufgeführten Submission tatsächlich das erste Eichhaus in Pünderich erbaut wurde.

Mit dieser Ausschreibung begann die Geschichte der ehemaligen Fasseichstelle Pünderich. In dem Bruchsteinbau in der Düppelstraße wurden bis zum Jahre 1981 die Eichenholzfässer der Winzer geeicht. Das Eichen bzw. Nacheichen der Holzfässer war wichtig, weil

  1. zunächst das genaue Volumen des Fasses festgestellt werden musste, und
  2. sich das Volumen im Laufe der Jahre änderte. Weinsteinablagerungen im Fass und das Nachschlagen der Fassreifen verminderten mit derzeit das Volumen.

Eichvorgang

Das Fass wurde reingerollt und dann aus dem Kessel über einen dicken Schlauch befüllt. In dem Kessel befand sich ein großer Schwimmer, der über einen dünnen Draht ein Zählwerk in Gang setzte. War das Fass exakt bis zur Unterkante Lochdaube gefüllt, las der Fasseicher die Menge Wasser an dem Zählwerk ab.

In dem kleinen Holzofen wurden derweil die Brenneisen mit den Zahlen und dem Eichamtsstempel glühend heiß gemacht. Bei schon früher einmal geeichten Fässern musste die Eiche mittels einem Spezialhobel weggehobelt werden. Dann drückte der Fasseicher entsprechend der Größe des Volumens heiße Eisen, zum Beispiel mit der Zahlenkombination 1 0 2 5 auf das Holz. Dieses Fass hatte somit einen Inhalt von exakt 1025 Liter. Der Fasseicher notierte die Literzahl und den Namen des Winzers in das Fasseichbuch. Damit war der Eichvorgang abgeschlossen.

Meistens wurden im Herbst und Winter, nachdem der Wein verkauft war, geeicht. Noch im Jahre 1965 eichte Karl Feiden, der letzte Fasseicher in Pünderich, 68 Fässer, in den 70 er Jahren nur noch um die 30 Stück.

Genormte Plastik- und Edelstahltanks haben das alte ehrwürdige Holzeichenfass fast verdrängt. Moderne Weintanklastzüge messen mittels Ovalradzählern die Abpumpmenge, die ein Eichen der Fässer nicht mehr unbedingt erforderlich macht.

Das Dachgeschoss des Eichhauses diente bis Mitte der siebziger Jahre Kriegsflüchtlingen als Sozialwohnung. Danach gehörte das dies Vergangenheit an. Die zur Wohnung führende Außentreppe wurde abgerissen.

So beschloss der Gemeinderat in seiner Sitzung am 5.3.1982 den Abbruch des Eichhauses. Dem Antrag von verschiedenen Bürgern auf Erhaltung des Eichhauses und Umgestaltung zu einem Eichhausmuseum wurde in der Gemeinderatssitzung am 5.7.1982 stattgegeben.

Die Fasseichstätte ist heute als Museum noch ausgestattet wie in alten Zeiten. Im Hintergrund stehen zwei Eisenkessel mit 1200 Liter und 150 Liter Inhalt. An den Eisenkesseln befinden sich Zählwerke. Ein alter Holzofen diente zum anglühen der Brenneisen. So können die nachstehend abgebildeten Original-Eichwerkzeuge auch heute noch besichtigt werden.