Die Geschichte Pünderichs

Pünderich befindet sich auf uraltem Siedlungsgebiet. Der Ortsname Pünderich stammt aus dem keltischen Sprachgebrauch. Einst „Pontaricum“ Ort mit Fähre bzw. Fährmannsort genannt, ist es die älteste Bezeichnung. Pünderichs. Die Zusammensetzung des Wortes „Pontaricum“ verweist mit „ponto“ (Fährschiff) auf keltischen Ursprung hin. Auch wurde Pünderich zitiert als „Pontones, quod est genus navium gallicarum“ Diese uralte Bezeichnung erklärt mit Recht die Lage von Pünderich zur Einrichtung einer Fähre, sie bedeutete aber auch die Abkürzung für die riesige Moselschleife als naturgegeben.

Römer- und Frankenzeit

Mit der Besetzung des Mosellandes durch die Römer, erfolgte auch eine weitere Besiedelung in unserem Gebiet. Mehrere Keramik- und Münzfunde in verschieden Pündericher Distrikten, wie auf Planters, Grabfunde in der Keltenstraße, nahe dem Moselufer, und in der Friedhofstraße lassen auf eine römische Besiedlung vom 1. Jahrhundert vor Christus bis in das 3.-4. Jahrhundert schließen.

Um 250 n. Chr. wagten die Franken sich erstmals in die Moselregion. Nur 25 Jahre später zogen sie mit den Alemannen plündernd durch das Moseltal und verwüsteten es weitgehend. Von 408-460 war erneut eine unruhige Zeit, indem Vandalen, Sueben und Franken wiederum vieles zerstörten. Handels- und Verkehrswesen brachen gänzlich zusammen.
Im 6. Jahrhundert wurde das Moseltal durch die Frankenkönige christianisiert. Die erste Kirche im Zeller Hamm entstand.

Leider kam es im Jahre 882 durch die zerstörerischen Normanneneinfälle zu einem kulturellen Zusammenbruch in unserer hiesigen Gegend.

Erste urkundliche Erwähnung

Die erstmalige urkundliche Erwähnung Pünderichs findet man in einem Dokument aus dem Jahre 1128 indem Papst Honorius dem Kloster Springiersbach einen Hof in „Pundricho“ vermachte. Eine noch ältere Urkunde aus Zell/Mosel beschreibt einen Weinberg im Distrikt „Zinselt“ gegenüber von Pünderich, bei der ehemaligen Moselfurt. Weitere Urkunden aus den Jahren 1143 und 1148 befinden sich im Landeshauptarchiv Koblenz. Aus dieser Zeit stammen noch nachfolgende Bezeichnungen für Pünderich: Punterche, Pundriche, Punderacha, Pondreka.

Kirchenwesen

Pünderich hatte schon von jeher Beziehungen zur Marienburg. Die Kirche auf dem „Petersberge“ war einst die Mutterkirche der Filialen von Zell, Kaimt, Corray, Merl und Pünderich. Nachdem das Kloster Marienburg 1515 vom Erzbischof Richard von Greiffenklau aufgelöst wurde, mussten die Nonnen unter Protest nach „Mullay“, eine einsame Behausung schräg gegenüber von Burg an der Mosel umziehen und nicht wie oft irrtümlich angenommen, in das Kloster Stuben.
So richteten die Pündericher Bürger in einem Schreiben vom 24.03.1517 an den Erzbischof die Bitte, das Taufbecken in die gotische Kirche Pünderichs holen zu dürfen. Erst im Jahre 1579 konnte das Taufbecken in die Pündericher Pfarrkirche überführt werden, wo es heute noch steht.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit kann angenommen werden, dass der eigenständige Pfarrbetrieb in Pünderich ab dem Jahre 1515 aufgenommen wurde. Damit bestätigt sich auch die Erbauung der Kirche, deren Fertigstellung mit dem Jahre 1529 angegeben werden kann.

Die Kirche hatte eine Länge von 59 Schuh (ca. 18,50 m) und eine Breite von 43 Schuh (13,50 m). Die 1529 fertig gestellte Kirche war nach einem Bericht vom 25. Juni 1752 „höchstnötig zu erbauen und zu erweitern“. Im Jahre 1766 wurde auf dem alten Platz durch den Baumeister der Springiersbacher Kirche, Paul Staehling, ein Neubau für 2.400 Reichstaler errichtet, im gleichen Jahr eine Sakristei für 140 Reichstaler angebaut. Maurermeister war Peter Binsfeld, Zimmermeister Johann Anton Göllen, beide aus Briedel.

Aber einige Jahre später – nach dem Tode Staehlings – war die neue Kirche baufällig. Baudirektor Johann Seiz erhält 1775 den Auftrag, die Kirche zu besichtigen. Er schlägt den Ersatz des bisherigen, zu schwachen und zu flachen Gewölbes durch eine Holzdecke und eine Verbesserung des Dachstuhles vor.

In den Jahren 1775 und 1776 wurden diese Arbeiten durchgeführt. Dazu gehörten auch die Erhöhung des alten Kirchturmes und seine Abdeckung durch die Gemeinde.
Die heutige Kirche in Pünderich ist ein Bau von 1766, wie der Türsturz über der linken Eingangstür ausweist. Die Ausmaße der Kirche betragen etwa 25 x 11 m. Der dreiseitige Chor ist nach Osten ausgerichtet. Der ursprüngliche Eingang mit ehemals rein gotischem Gewände ist verglast, um einer Wendeltreppe zur Empore Platz zu schaffen. Heute betritt man die Kirche durch zwei Seiteneingänge in den Windfängen.

Neuzeit

Schon früh legten sich die Pündericher ein Gemeindeartikelbuch zu. Die im Jahre 1618 verfassten Artikel regelten das Gemeindeleben, Bauvorschriften, Feuerverhütung und vieles mehr. Die Nachbargemeinden sahen oftmals in diesem Gemeindeartikelbuch eine Überregelung und so bekamen die Pündericher den Kosenamen: „Pinaricher Gesetzkrämer“. Auch eine gewisse Prozessbereitschaft sagte man den Pünderichern gerne nach.

Wohlhabendes Bürgertum

Im 16. und 17. Jahrhundert galten die Pündericher Bürger mit zu den wohlhabensten an der Mosel. Nach der Steuerliste von 1652 hatte Pünderich 56 Kelterstationen im Ort, was für Weinanbau im großem Stil spricht.

17. bis 18. Jahrhundert

Im 30 jährigen Krieg hatte Pünderich mit Spaniern (1625) und Schweden (1632) zu kämpfen. So kamen kleinere Schatzfunde aus dieser Zeit im 20. Jahrhundert wieder ans Tageslicht. Von der Pest hatte Pünderich wenig mitbekommen, sodass nur wenige Tote zu beklagen waren. Die Pest trat in Pünderich erstmals 1597 auf. Der „Schwarze Tod“ wie man diese Epidemie im Nachhinein bezeichnete, forderte schätzungsweise 25 Millionen Todesopfer, d. h. etwa ein Drittel der Bevölkerung, entvölkerte ganze Ortschaften und Landstriche und hatte tief greifende Auswirkungen auf das Weltbild der mittelalterlichen Menschen und auf das Wirtschaftsleben. Der Höhepunkt der Pest in Briedel/Pünderich war zwischen Juni/Juli 1635 und Ende August 1636. Pünderich hatte nur einen Verlust von 5,3% der Bevölkerung, Briedel 26%, Zell 27,3%, Kaimt 36,2%, Alf 36,6%, Bremm 55% und Ediger 44,2% zu beklagen. Die Pest grassierte verstärkt im Cochemer Krampen.

Einige Reste der Ringmauer sind heute nur noch zum Teil zu erahnen. Französische Besatzungstruppen schleiften sämtliche Ortsbefestigungen zwischen 1683-85 an der Mosel. Darunter auch die Pündericher Ringmauer die fast drei Jahrhunderte bestand hatte.

Arg zu leiden hatten die Pündericher unter der französischen Besetzung nach dem 30 jährigen Krieg. Zum Bau der Festung „Mont Royal“ in den Jahren 1687-1692 waren die Pündericher gezwungen, Baumaterial, Vieh und ihre Arbeitskraft zu stellen. Mitunter waren bis 8000 Fronarbeiter beschäftigt. Die Festung konnte 22.000 Soldaten und 3000 Pferde beherbergen. Erst auf den Friedensschluss von 1697 in Rijswijk mussten die Franzosen die mächtigste Festung jenseits von Frankreich verlassen und schleifen. So hatten die Bewohner eine fast 80 jährige Besetzung zu erdulden.

Um 1700 Einführung folgte die Einführung der Grundbirnen, Kartoffeln, in unserem Gebiet. Die Hackfrucht war zehntfrei. Im Gegensatz zu den romanischen Ländern, die die Kartoffeln als Pommes de Terre oder Erdäpfel bezeichnen, wurde bei uns das Wort Grundbirne (wohl wegen der Form der damaligen Sorten), gebraucht. Es wurde zu Grombiere.

1784 – Das europaweite Katastrophenjahr

Das größte Hochwasser an der Mosel war das Hochwasser von 1784. Die schreckliche überschwemmung vom 09. Februar 1784 traf besonders hart das Unterdorf von Pünderich. Unter dem 03. März wird geschrieben: „Die besorglichen Aussichten einer höchst gefährlichen Eisfahrt und dabei erfolgender außerordentlichen Überschwemmung haben sich wirklich eingestellt.“ Nach einem fürchterlichen Eisgang der vom 24. bis 26. Februar bis in die Nacht hinein währte, stieg die Mosel an und erreichte am 29. Februar bereits den Höchstpegel der Überschwemmung von 1740, der dann noch den Anwuchs von drei Schuhen überstieg. Diese Katastrophe war europaweit. Pünderich wurde arg betroffen, weil riesige Sedimentationen (Landabspülungen) am Moselufer entstanden. So wird Pünderich in allen Fachbüchern, die sich mit der Katastrophe befassen, immer wieder genannt.

Immer wieder französische Besetzungen

Nachdem französische Revolutionstruppen 1794 das linksrheinische Gebiet besetzt hatten, kehrte wiederum eine unruhige Zeit ein. Die Bürger, vielmehr die Gemeinde, mussten unglaubliche hohe Kontributionen leisten. So mussten am 16. Okt.1796 hundertsiebzig Bürger aus Pünderich 50 Ballen Heu auf dem Rücken über die Feldwege nach Kirchberg tragen.

Um nicht mit Napoleon in die Feldzüge zu ziehen (Napoleon hatte die allgemeine Wehrpflicht eingeführt) versammelten sich 1811 alle heiratwilligen Burschen und Mädchen am Moselufer zu einem „Heiratsmarkt“. So kam es vor, dass ein heiratswilliger Mann auch mal eine 15 Jahre ältere Person heiraten musste. Eingezogen wurden nur ledige Männer oder Freiwillige. Ein Pündericher Bürger verstarb im Russlandfeldzug. Ansonsten hatte der Ort keine napoleonischen Kriegstoten zu beklagen.

Auswanderungen

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert war das landwirtschaftliche Leben geprägt von Missernten und Hungersnöten. Aus diesem Grund beschlossen zwischen 1858-1865 etwa 220 Bürger dem Dorf den Rücken zu kehren, um nach Brasilien und Nordamerika auszuwandern. Bei einer anfänglichen Einwohnerzahl von knapp 800 Bewohnern, traf dies den Ort hart. Insgesamt wanderten zwischen 1850 und 1900 knapp 500 Mitbürger aus. Ob sie immer ihr gestecktes Ziel erreichten ist ungewiss.

Kirchstraße Anno 1874 (Marinus van Raden)

Der niederländische Maler Marinus van Raden besuchte wohl im Jahre 1874 auf einer Reise den Ort Pünderich und malte diese Szenerie in der Kirchstraße.

Kirchstraße Anno 1874 (Marinus van Raden)
Das Bild zeigt die älteste Teilansicht unseres Dorfes Pünderich. Hier wird das Leben des 19. Jahrhundert gut dokumentiert. Die Kirchstraße war damals noch mit Feldsteinpflaster gepflastert. Links sehen wir das alte Fachwerkgebäude mit Erker, das am 13.09.1932 bis auf die Grundmauern niederbrannte. Es wurde neu errichtet in der jetzigen Form durch die Familie Paul Simonis. Geschützt sind die Häuser durch große Steine straßenseitig als Abstandshalter. Man konnte so mit den Fuhrwerken die Häuser nicht beschädigen. Rechts sehen wir ein Gebäude mit geschnitztem Stützbalken. Daran ein Brunnen als Viehtränke. Blumenschmuck an den Fenstern. Dieses kleine Gebäude wurde im Zuge der Straßenerweiterung mit dem Hause Siweris 1966 abgerissen. Dort befand sich einst ein kleiner Krämerladen der Familie Egidus Reis. Später wohnte dort die Familie des blinden Butzen.

Die Hühner durften damals noch frei auf den Straßen herum laufen. Das war normal für die Zeit. Wir sehen aber auch Personen, die mit einer Kippe (des sogenannten Reitz), alles Mögliche transportieren konnten. Auch die Holzscheite rechts und links im Bilde gehörten zum Ortsbild. Brennholz brauchte man damals immer, auch im Sommer z. B. zur Essenszubereitung. Rechts sind zwei Wagen mit Rungen dargestellt. Sie konnten mit kleinen Handgriffen umgebaut werden. Betrachtet man die Bildmitte so kann man weitere Gebäude gut erkennen, wie sie heute noch da stehen. Zum Teil mit Fachwerk, zum Teil verputzt. Später wurden die Häuser aus Brandschutzgründen verputzt, damit waren sie auch in der Feuerversicherung deutlich günstiger. Erst zu Beginn der 1970er Jahren wurden sie wieder freigelegt.

Schieben Sie den Kreis in der Mitte des Fotos nach rechts oder links

Das Bild ist im Besitz des Rijksmuseum in Amsterdam, das uns das Bild für die Website zur Verfügung gestellt hat.
Weitere Informationen zu Marinus van Raden »

Das Bild auf der Website des Rijksmuseum in Amsterdam

Pünderich hatte einst zwei Bahnanschlüsse…

Mit dem Bau der Reichsbahnstrecke Trier-Koblenz, einem Teil der Kanonenbahn, und deren Inbetriebnahme am 15. Mai 1880 erhielt Pünderich einen Anschluss an das Eisenbahnnetz. Da der Bahnhof auf der gegenüber liegenden Moselseite lag, war die Haltestelle nicht immer wirtschaftlich. Einen wirtschaftlichen Boom erfuhr Pünderich mit dem Bau der Moseltalbahn, vom Volk liebevoll „Saufbähnchen“ genannt. Diese Strecke, von Bullay nach Trier durch das Moseltal, wurde am 20. August 1905 eröffnet. Zwei Tage zuvor wurde der Postkutschendienst eingestellt.
Leider hielt diese Strecke nur 55 Jahre bestand. Pünderich besaß einst zwei Bahnhöfe, wovon der Bahnhof des Saufbähnchen noch im Ort steht, der andere 1974 der Elektrifizierung der Moselstrecke zum Opfer fiel.

Fährwesen

Das Fährwesen hat schon lange in Pünderich bestand. Die Gemeinde schaffte sich 1879 die erste Fähre aus Holz mit Schleuder (Holzturm) an. Siebzehn Jahre später, also 1896, wurde die Holzfähre verworfen, eine Eisenfähre angeschafft. Die Leute wunderten sich, dass eine Fähre aus Eisen schwimmen konnte! Anfang 1940 erhielt Pünderich eine größere Gierfähre, die 1963/64 motorisiert wurde, aber schon 1974 technisch überholt war. So war die Gemeinde gezwungen, eine „freifahrende Fähre“ anzuschaffen. Diese neue, gebrauchte Fähre wurde in den 90 er Jahren umgebaut und leistet heute noch ihre Dienste.

20. Jahrhundert

Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war in Pünderich wie überall geprägt von den beiden Weltkriegen. Im 1. Weltkrieg verlor Pünderich 35 Soldaten und im zweiten Weltkrieg waren 61 Personen zu beklagen. Durch die Eisenbahnlinien war Pünderich mehrfach Ziel von Bombenangriffen. Zum Glück verliefen alle Angriffe meist glimpflich.
In den 1950er Jahren wandelte sich das Bild Pünderichs gänzlich. Landwirtschaft wie Ackerbau und Viehzucht machten Platz für den Weinanbau. Mit dem Aufleben des ersten Tourismus beschloss die Gemeinde einen Campingplatz in Nähe der Fähre anzulegen. Mitte der 1960er Jahren wurden aus den ehemaligen Scheuen und Speicher Gästezimmer. Ende des 20. Jahrhundert setzte noch einmal ein Bauboom ein, indem vermehrt Ferienwohnungen gebaut wurden.

Pünderich ist eine reine Wohngemeinde geworden. Kleinere Industriebetriebe befinden sich im Industriegebiet. Die Gemeinde ist Schulstandort der Grundschule Briedel-Pünderich, hat einen Kindergarten, Dorfladen, eine Bäckerei und Metzgerei. Etliche Gastronomiebetriebe sorgen für das köstliche Wohl der Touristen und Einheimischen.