Museum Moselbahn

Ein Museum im Bahnhof

Die Schienen der Moseltalbahn von Bullay bis Trier sind längst abgebaut. Viele Bahnhöfe entlang der ehemaligen Strecke aber künden immer noch vom einstigen Zug. Von 1903 bis zu ihrer schrittweisen Stilllegung in den 1960er-Jahren verband die Moseltalbahn Dörfer und Städte entlang des rechten Moselufers. Bevor Straßen ausgebaut und Autos, Busse und LKWs zu den Hautverkehrsmitteln wurden, erfüllte sie vielfältige Bedürfnisse.

Schüler und Schülerinnen mussten täglich zur Schule, und die war oft weit entfernt. Der Weg zum Arbeitsplatz musste nicht mehr mit Fahrrad oder zu Fuß bewältigt werden. Trier rückte für Behördengänge und Einkäufe näher.

Von den Weingütern in den vielen kleinen Orten entlang der Mosel konnten Fässer und Flaschen einfacher und schneller auf die Reise zu den Kunden und Kundinnen geschickt werden.
Und da waren nicht zuletzt die Ausflügler und Ausflüglerinnen. Im zeitweilig mitgeführten Speisewagen ging es je lustiger zu, je länger die Fahrt dauerte, denn an jedem Bahnhof konnte man sich eine Flasche vom Ortswein in den Zug reichen lassen. Selbstredend: Die Belustigung endete oft reichlich alkoholisiert. So kam es zu dem Beinamen “Saufbähnchen”. Den hat sich die Moseltalbahn redlich verdient.

Von all dem kündet das kleine Moselbahn-Museum in Pünderich. Wo sich früher Güter stapelten und Gepäck aufs Einladen wartete, kann man heute die vielfältige Geschichte der Moselbahn besichtigen.

…aber auch zum Lesen und Hören

Wer in schriftlichen Zeugnissen der Moselbahngeschichte blättern möchte oder Fotos vom Postvertrieb mit der Moselbahn anschauen möchte, kann auf einer Original-Bahnabteilbank der Moselbahn Platz nehmen und einen der Zeitungsstöcke in die Hand nehmen und durchblättern. Er oder sie kann dort aber auch das Moselbahnlied nachlesen, das im Mai 1903 zur Eröffnung der Bahn gesungen wurde.

Oder er und sie setzt sich an ein Audiogerät gegenüber. Dort ist zu hören, woran sich Pündericher und Pündericherinnen erinnern, wenn sie an die Moselbahn denken.

Es gibt viel zu sehen…

Gleich am Eingang führt eine Karte die mehr als 40 Bahnstationen am verschlungenen Flusslauf auf. Während der mehr als vier Stunden dauernden Reise von Bullay nach Trier hielt der Zug an jeder von ihnen. Die Genehmigungsurkunde für den Bau, einen Plan des Bahnhofs Pünderich und eine Originalschiene der Moselbahn kann man im ersten Schaukasten besichtigen.

Im zweiten Schaukasten geht es um all diejenigen, die einst mit der Moselbahn fuhren, sei es zur Arbeit, zur Schule oder auch während des Urlaubs. In diesem Schaukasten ist auch eine kuriose Speisekarte des Salonwagens zu sehen. Eine Portion Sardinen in Öl mit Brot und Butter kostete einst 60 Pfennig. Damit konnte man sich die nötige Grundlage für eine Flasche Wein schaffen, die die Zugrestauration ab 1 Mark 20 anbot. Das höchste der Gefühle war eine Flasche Sekt. Aber dafür musste man schon 6 bis 8 Mark hinblättern.

Es geht weiter

Geschichte ist nie zu Ende. Nicht nur, dass ein Fahrplan am Ende der Ausstellung die Abfahrtszeiten des Moselbahn-Nachfolgers, einem Bus auf vier Rädern, aufführt. Es kommen auch immer wieder Moselaner und Moselanerinnen in den Bahnhof und bereichern mit ihren Erinnerungsstücken das Museum. So wird das Museum stetig weiter wachsen. Dafür unser ganz besonderer Dank.

Der Eintritt ins Museum ist frei. Wenn die Museumstür offen ist, sind alle Besucher und Besucherinnen willkommen, im Winter wie im Sommer.

Wie alles technisch funktionierte, ist eine Geschichte, die ebenfalls im Museumsraum erklärt wird. Die Schaukästen drei und vier geben Auskunft über Ausstattung und Werkzeuge, die von den Bahnarbeitern genutzt wurden. Hier findet sich auch ein Brief, der einem Arbeiter des Moselbahn-Betriebswerks in Andel die fristlose Kündigung mitteilte, weil er im August 1956 an einem Streik der Moselbahnbediensteten teilgenommen hatte.

Nicht zu vergessen: die Post wurde mit der Bahn befördert. Alte Fotos und Gegenstände erinnern daran.

Viele Fotos erinnern an Bahn und Leute – so mancher Besucher und so manche Besucherin wird Orte und vielleicht sogar Menschen wiedererkennen.

Pünderich ist nicht irgendein Ort. Nein, hierher stammen die Holzkisten, mit denen das Haupterzeugnis der Region, der Wein, transportiert wurde. Die Kistenfabrik stand ganz in der Nähe des Bahnhofs. Das Museum zeigt eine der alten Kisten. Hier kann man sehen, wie die Verpackung damals funktionierte. Frachtbriefe an der Wand machen deutlich, wie die Reichsund später die Bundesbahn im Güterverkehr mit der Moselbahn kooperierten. Einer der Frachtbriefe ist sogar auf französisch, denn er wurde während der französischen Besatzungszeit nach dem Ersten Weltkrieg (1918-1930) ausgestellt.

Weitere Impressionen aus dem Museum Moselbahn

Daten und Fakten zum Moselbähnchen

Als noch das Moselbähnchen fuhr

(Zusammenfassung der nachfolgenden zehnteiligen Serie in Hunsrück Mosel Echo Serie , Januar bis Mai 1990

Wann entstand die Idee eines Zugs rechts von der Mosel?

Das Projekt des Moselbähnchens existierte schon seit 1879.

Warum dauerte die Umsetzung so lange?

Die betroffenen Gemeinden hatten Bedenken im Hinblick auf Kostenbelastung, Enteignungsverfahren, Genehmigungsverfahren und die Träger des Bahnprojekts.

Eine sehr wichtige Frage betraf das Schienensystem: Schmalspur (1 m) oder Normalspur (1,43 m)?

Gegner und Befürworter beider Systeme verhakten sich in einem endlosen Schlagabtausch der Argumente.

Wann begann der Bau der Bahn?

Im Jahre 1900. Bis dahin wird 10 Jahre lang gestritten:

  • 1890: der Bauantrag wird endlich beim zuständigen Minister für öffentliche Arbeiten in Berlin gestellt.
  • 1896: der zuständige Minister gibt sein Einverständnis für eine Kleinbahn. Umgehend rührt sich Widerstand. Etliche Anrainer wollen keine Kleinbahn, sondern eine Vollspurbahn.
  • 1897: Landräte von Trier Land und Bernkastel fahren zu einer Audienz nach Berlin, um eine Vollspurbahn durchzusetzen. Sie haben keinen Erfolg. Berlin entscheidet im gleichen Jahr: es wird eine Schmalspurbahn gebaut. Es gibt keine staatliche Förderung. Also machen die Anrainerorte finanzielle Zusagen. Die Westdeutsche Eisenbahngesellschaft (WEG) gründet die Moselbahn AG und trägt die Firma im Kölner Handelsregister ein.
  • 1899 erhält die Moselbahn AG die Konzession zum Bau der Bahnstrecke. Die WEG läßt durchblicken, gegebenenfalls auch eine Vollspurbahn zu bauen. Doch die Bedingungen sind unerfüllbar. Schließlich beginnen im Frühjahr 1900 die Bauarbeiten zu einer Schmalspurbahn. Die Bernkasteler sind nicht einverstanden. Sie wollen noch einmal die Frage der Normalspur diskutieren. Es kommt unerwartete Hilfe: das 8. Armeekorps in Bonn erklärt, für alle Züge sei eine Normalspur wünschenswert.
  • 25. Juli 1900: der zuständige Minister genehmigt nun doch eine Normalspurbahn. Der endgültige Bau der Schienenstrecke beginnt.

Der Zoch kütt

  • März 1903: das erste Teilstück Trier-Leiwen wird eröffnet.
  • 28. Mai 1903: Feierliche Betriebseröffnung Leiwen-Neumagen-Piesport
  • 19. August 1905: Feierliche Übergabe der Gesamtstrecke Trier-Bullay (102 km)

Warum fährt der Zug nicht bis Koblenz?

  • Die rechtsmoselaner Orte von Bullay bis Koblenz – unter Führung des Eisenbahn-Komités in Senheim – wollen unbedingt auch einen Bahnanschluß. Trotz Teilerfolgen erreichen sie keine Streckenverlängerung.
  • Nach dem Ersten Weltkrieg wird der Bau militärisch nutzbarer Infrastruktur verboten.
  • Die Inflation treibt alle Kosten in die Höhe.
  • 1933 bedeutet das endgültige Aus für die Streckenverlängerung.

Kosten der Moselkleinbahn

  • Zwischen 16 und 20 Millionen Mark. Das bedeutet pro km 145.000 Mark.
  • Die Moselbahn ist die teuerste Kleinbahn Deutschlands. Gleichzeitig ist sie auch die bekannteste Eisenbahnstrecke.

Die Bahn in Zahlen

  • Das Schwergewicht lag bei der Moselbahn auf der Personenbeförderung.
  • Die Einnahmen waren nicht entsprechend hoch Der größte Teil der Beförderten fuhr zu Sozialtarifen.
  • In guten Zeiten fuhren ca. 40 Personenzüge täglich, mit ca. 6000 Passagieren. Im Jahre 1959 fuhren täglich noch ca. 25 Züge.
  • Der Güterverkehr sowie der Stückgutverkehr waren ebenfalls wichtig.
  • Anfang der 1960er-Jahre fuhren täglich noch 14 Stückgutwagen.
  • Die Moselbahn beförderte bis zum 1. Oktober 1961 Post.
  • Das Aktienkapital der Moselbahn AG betrug 5-6 Millionen Mark.
  • Anfang der 1960er-Jahre hatte die Moselbahn AG rund 250 Betriebsangehörige.

Das Ende der Moselbahn

  • 1961/1962 wurde die Moselbahn stillgelegt.
  • Der Personenverkehr Bullay – Traben-Trarbach endete am 30.9.1961.
  • Der letzte Personenzug Traben-Trarbach – Niederemmel – Piesport fuhr am 31.12.1962.

Festlied zur Eröffnung am 28. Mai 1903

Dornröschenschlaf hielt allzulang

Des Weinlands Herz in Banden,

Nun ist manch stolzen Rebenhang

Ein neues Heil erstanden.

Der Landschaft Reiz, einst abgegrenzt

Und vom Verkehr geschieden,

Dem müden Städter neu kredenzt

Erholung, Glück und Frieden.

Wie die im Weinland welcher Art

Auch immer strebend schaffen,

Wir nutzen jetzt die Gegenwart,

Mit des Verkehr(e)s Waffen.
(Georg Barthel Roth)
(Aus der Berichterstattung der Kölnischen Zeitung vom 3.6.1903, zitiert nach echo, 4.4.1990)

Weitere Informationen


Eintritt: Der Eintritt ist frei
Öffnungszeiten: Im Sommer immer wenn die Tür in der Bahnhofstraße offen ist, und im Winter nach Vereinbarung.
Kontakt: Gert Eisenbürger und Gaby Küppers, Telefon 0151-10493392
Infoflyer: deutsch | english