Von den alten Pündericher Mühlen

Viele Jahrzehnte ist es her, das die letzte Mühle in Pünderich klapperte. In den Analen der Geschichte ist vom Pündericher Mühlenwesen wenig bekannt. Bekannt ist aber das es eine Mühle und zwei Schiffsmühlen in Pünderich gegeben hatte. Begibt man sich in die Rathausstraße findet man das alte behäbige Haus von Helmut Nahlen. Betrachtet man dieses genauer, so kann der Betrachter feststellen, dass es sich hier um ein altes Mühlengebäude handelt. Mühlrad und Mahlsteine sind schon lange verschwunden, aber der Baustil verrät so einiges aus der alten Zeit. So befand sich das einstige schwere Wasserrad an der Seite zu dem schmalen, mit Feldstein gepflasterten Weg. Dieser Weg war nicht immer dar, sondern hier floß in alten Zeiten der Düppelerbach.

Der alte Bach vom Distrikt „Auf der Buche“ herkommend zog einst seine Bahn über das Schollenfeld zur Düppelstraße und zur Römerstraße, hinunter zu dem dortigen Anwesen, und wurde hier gestaut. Wegen des häufigen Wassermangels in den Sommermonaten konnte diese Mühle nicht ständig betrieben werden.

Mit der Zeit wurde dieses Gebäude zu einem reinem Wohngebäude umgewandelt. Bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts befanden sich noch Teile des Radlagers in dem Gemäuer. Leider sind beim Umbau, wie bei so vielen Umbauten in diesen Jahren, so manche Schriftstücke aus der alten Zeit auf den Müll gelandet.

Die Schiffsmühlen von Pünderich

Wenn das Wasser nicht zur der Mühle kommt, dann kommt halt die Mühle zum Wasser das mögen wohl die Bewohner des Moseltales früh gedacht haben. So entstanden ersten Schiffsmühlen auf der Mosel. Die Mosel hatte als Fließgewässer stets eine Strömung die auch in den heißen und trockenen Monaten vorhanden war. Bereits im Jahre 1079 erließ der Erzbischof Egilbert das Mühlenrecht für Flußmühlen auf der Mosel. Diese Mühlenart verbreitete sich von Trier aus moselabwärts und in der Urkunde von 1325 erwähnt der Schöffe von Zell eine Schiffsmühle in Pünderich die damals den Klöstern Marienburg und Himmerod gemeinsam gehörte. Die Mühle bestand (nach Bayer) aus zwei Kähnen und mit einem Mühlrad zwischen den Kähnen. Nach einer anderen Bauart bestand die Flußmühle aus einem größeren Boot mit einem seitlich angebrachten Mühlrad. Das Gleichgewicht erzeugte das Mahlwerk im Schiffsaufbau. Das Getreide wurde entweder von einem Nachen zur Mühle gebracht oder bevor die Mühle in die Moseltrift gesteuert wurde von den Leuten beladen.

Diese Trift oder Mittelströmung des Flußes wurde auch gern von den talfahrenden Flußschiffern genutzt. Denen waren die Schiffsmühlen oft ein Dorn im Auge. Behinderten sie doch die einfache Vorbeifahrt. So wird in den Analen des Erzbistum Trier über so manche Streitigkeit berichtet. Die Müller hatten aber nicht nur mit den Flußschiffern zu kämpfen sondern auch mit Hochwasser und Eisgängen.
Das Ende der Flußmühlen kam mit der Wende durch die Preußen im 19. Jahrhundert. Um die Flußschiffahrt besser zu regulieren, ließen die Preußen Buhnen und Krippen in den Fluß bauen. Die Strömung der Mosel sollte stets in der Mitte des Flußbettes verlaufen. Aber dort waren die Schiffsmühlen verankert und störten und die hochkommende Dampfschiffahrt mit ihren Schleppkähnen. Die logische Folgerung war, das die Mühlen am Fluß weichen mußten und mit der Zeit gänzlich verschwanden.

Die Pündericher Bevölkerung ließ von nun an in Nachbargemeinden ihr Korn mahlen und viele ältere Mitbürger können sich an die „Hoffermiehl“ (Springiersbacher Klostermühle) in Bengel erinnern, wo die Pündericher bis in die sechziger Jahre des vorigen Jahrhundert ihr Korn mahlen ließen. Nachdem, im Wandel der Zeit, bei uns kein Getreide mehr anbaut wird, hat sich das Problem „Getreide mahlen, wo?“ von selber gelöst.

Die Rehmunder Mühle

von Heinz Georg Schlöder

Das Flurstück, auf dem die Mauerreste der Mühle gerade noch zu sehen sind, trägt heute noch den Namen „an der Rehmunder Mühle“ – ein Name, der bei der Erstellung des Urkatasters im Jahre 1832 vergeben wurde. In der Karte von Tranchot/Müffling aus dem Jahre 1811 trägt sie den Namen „Henrich Schiffer Mühle“ und weist damit auf den Eigentümer „Heinrich Schiffmann“ hin. Vorher wurde im Sprachgebrauch „ von der Mühle Rivemont“ gesprochen. Um 1850 findet sich auch die Bezeichnung „Rühmennunder Mühle“.

Die Mühle geht zurück auf das Müllerehepaar Christian Schiffmann und Anna Maria Hermes aus Pünderich, das zwischen 1770 und 1782 mit ihren (mindestens) vier Kindern dort hingezogen war. Einige Meter vor der Mühle floss die Alf vorbei und bildete hier schon immer eine Herrschaftsbereichsgrenze: vor der Franzosenzeit die Grenze zum Kröver Reich, in der Franzosenzeit die Grenze zum Departement Sarre. Der „Altmüller Christian“ starb 1797 mit über 85 Jahren, nachdem er 17 Jahre lang Witwer gewesen war. Die Mühle erbte sein Sohn Heinrich, der 33 Jahre alt war, seit zwei Jahren verheiratet mit Maria Margarethe Böhmer aus Reil. Sein ältester Bruder Johann lebte nicht mehr auf der Mühle seit seiner Heirat im Jahre 1782 mit der „vagabunda“ Anna Jacoba Oster aus Rachtig. Zeitweise betreib er in der Region einen Schweinehandel und verdingte sich als Gelegenheitsmüller. Er wäre auch gerne Pächter der Springiersbacher Mühle geworden. Eine entsprechende Bewerbung ist beurkundet.

Im Juli 1797 hauste er in einem Stall auf dem Sprinker Hof. Bei seinen Streifzügen durch das Kröver Reich machte er oft auf der Mühle Station, da er sich mit seinem jüngeren Bruder Joseph, der auf der Mühle lebte, gut verstand. Johanns („Tuchhannes“) Ruf war schlecht, und in der öffentlichen Meinung zählte man ihn zur Moselbande.
Im August 1796 geschah auf der Sprinker Mühle an der oberen Alf bei Mückeln eine grausame fünffache Bluttat an der Familie des Müllers Gerhard Krones: drei Ermordete und zwei entsetzlich Zugerichtete wurden am späten Abend in der Mühle gefunden. Erst nach und nach verfestigte sich in der öffentlichen Meinung die Täterschaft: Johann Schiffmann nebst andren Bandenmitgliedern wurde diese scheußliche Tat zur Last gelegt. Als Anfang September 1799 in Koblenz der große Prozess gegen die Moselbande begann, in dem u. a. auch die Sprinker Morde verhandelt wurden, war Johann Schiffmann flüchtig. Er wurde in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Sein Bruder Joseph, der Beihilfe in zwei Fällen angeklagt, wurde freigesprochen. Johanns Festnahme geschah dann aufgrund eines Hinweises von Matthias Hochscheid 1801/1802 auf der Neipeler Mühle. In einer neuen Verhandlung verurteilten die Geschworenen ihn im Juni 1802 einstimmig zum Tode. Die Indizien und Zeugenaussagen waren erdrückend. Vor seiner tat hatte er durch Reden und Taten den nachhaltigen Eindruck erweckt, er wolle und könne die Mühle durch Druck auf den rechtmäßigen Besitzer an sich bringen – nur denkbar vor dem Hintergrund der desolaten Situation der öffentlichen Sicherheit in dieser Zeit des politischen Umbruchs. Die Revision gegen das Urteil wurde verworfen. Das Fallbeil sauste nieder. Mitte 1830 lebten auf der Mühle mindestens fünf Personen: Heinrich Schiffmann, seine zweite Frau Anna Maria Leister, Heinrichs Bruder Joseph, Heinrich 30-jähriher Sohn Johann – zu diesem Zeitpunkt wohl noch unverheiratet – und Heinrichs gerade geborene Tochter Anna Maria aus zweiter Ehe. 1842 starben im Abstand von zwei Monaten die beiden Brüder Heinrich 78 Jahre, und Joseph 74 Jahre. Heinrichs Sohn Johann, 43 Jahre und verheiratet mit Catharina Neidhöfer, erbte die Mühle. Die Eheleute hatten zwei minderjährige Töchter. Bereits acht Jahre später, im Jahre 1850 starb Johann Schiffmann in Reil. Um 1869 ist das Mühlengebäude noch nachweisbar. Danach verlieren sich die Spuren der Rehmunder Mühle. Heute markieren nur noch zwei niedrige Bruchsteinwandreste den Mühlenstandort.

1* Gerd Bayer, Pünderich an der Mosel, Schiffsmühlen, Urkunde von 1325 an Schöffen von Zell
2* Hans Georg Schlöder, „Die Rehmunder Mühle“, Kreisjahr Bernkastel-Wittlich 2002, S. 183-184